2010-07-30 13:06:17

D: Leiter des katholischen Büros Bayerns zu möglichen Mittelkürzungen


RealAudioMP3 Vor einem Haushaltsbuch, das einfach nicht aufgeht, sitzen momentan viele Bundesländer. Der Rotstift wird angesetzt und macht mancherorts auch nicht vor den Kirchen halt. Im hohen Norden ist über die mögliche Kürzung der Mittel für die Nordelbische Kirche bereits ein Streit entbrannt. Laut „weltonline“ zahlt Schleswig-Holstein gemäß Staatskirchenvertrag jährlich etwa elf Millionen Euro an die Nordelbische Kirche. Die in Staatskirchenverträge geregelten Zuwendungen basieren auf Entschädigungen für Enteignungen Anfang des 19. Jahrhunderts. Nachdenklich stimmt die aktuelle Kürzungsdiskussion auch den Leiter des katholischen Büros Bayerns, Lorenz Wolf. Im Interview mit dem Münchner Kirchenradio sagte er:

„Natürlich ist die Kirche in letzter Zeit in die Schlagzeilen geraten durch die Missbrauchsfälle, es ist eine hohe Emotion auch da. Vielfach ist auch nicht bekannt, was die Kirche macht und warum der Staat Leistungen an die Kirchen zahlt und in Zeiten knapper Kassen wird immer geschaut, wo kann man mit dem Rasenmäher kürzen und wo gibt es ganz speziell Töpfe, die man ausschöpfen oder einfach zumachen kann, um dort nicht weitere Leistungen erbringen zu müssen.“

Nicht nur in Schleswig-Holstein auch in anderen Bundesländern, wie etwa Niedersachsen hatten Haushaltsexperten von FDP und Grünen gefordert, Zahlungen der Länder an die Kirchen zu kürzen oder in Form einer Ablösung in Zukunft ganz einzustellen. In Bayern erhalten die Kirchen in diesem Jahr staatliche Leistungen in Höhe von 88 Millionen Euro.

„In Bayern haben wir eine gute Situation, dass in allen Fraktionen, die Leistungen der Kirche durchaus gesehen werden und nicht auf Kosten der Leistungen, die die Kirche für den Staat erbringt, einfach sagt, da müssen die selber mehr leisten. Die Vernunft ist da, zu sagen, diese Leistungen haben einen Wert und für diesen Wert schießen wir etwas zu. Unabhängig von den Leistungen, zu denen der Staat verpflichtet ist, gibt es ja die freiwilligen Leistungen, weil anerkannt wird, dass die Kirche in unserer Gesellschaft eine große Rolle noch spielt auch für den Staat und die Gesellschaft in den Leistungen, die die Kirche erbringt.“

Doch nur weil die Mittel in Bayern für die Kirche momentan nicht zur Diskussion stehen, will sich der Leiter des katholischen Büros im Freistaat nicht einfach zurücklegen.

„Ich verfolge das alles sehr aufmerksam. Gleichzeitig ist es so, dass ich nicht erwarte, dass es eine Revolution geben wird, sondern es gibt das Gespräch zwischen Kirche und Staat. Es gibt die Gespräche mit den Fraktionen. Es gibt die Gespräche mit der Staatsregierung und mit den einzelnen Ressource, die zuständig sind und ich glaube nicht, dass wir damit rechnen müssen, dass alles umgestürzt wird, sondern es sind Entwicklungen, denen wir natürlich Rechnung tragen. Mir ist sehr daran gelegen, eine Entflechtung zwischen Kirche und Staat dort zu bekommen. Ich sehe auch, dass das Verständnis dafür, dass der Staat hier Leistungen erbringt, in bestimmten Bereichen nicht mehr gegeben ist und dass die Begründung vor 200 Jahren war die Säkularisation und das sind Folgekosten, nicht mehr verstanden wird. Das ist eine Frage der Emotionen und nicht des Verstandes. Es ist nicht eine Frage des Rechts, sondern auch eine Frage der Stimmung und da, denke ich, müssen wir drüber nachdenken, wie die Verflechtung Schritt für Schritt gelingen kann ohne dass der Staat als Verlierer dasteht oder auch die Kirche einseitig als Geschädigte.“

(münchner kirchenradio 30.07.2010 kk)








All the contents on this site are copyrighted ©.