Die deutschen Bischöfe ziehen eine Zwischenbilanz zur Telefon-Hotline für ehemalige
Heimkinder katholischer Einrichtungen. Bei der Anfang Januar geschalteten Hotline
häten sich „innerhalb des ersten halben Jahres 372 Menschen gemeldet“. Daraus seien
642 Beratungsgespräche entstanden, „da einige der Anrufer mehrfach den Kontakt zur
Hotline suchten“. Mit dem Beratungstelefon stellt sich die katholische Kirche den
Anliegen ehemaliger Heimkinder und unterstützt sie bei der Aufarbeitung ihrer Lebensgeschichte.
Per Telefon können Betroffene mit Beratern über das sprechen, was sie während ihres
Heimaufenthaltes „erfahren und erlitten“ haben. Etwa 76 Prozent der Anrufer haben
die Hotline zur Aussprache genutzt, so ein Statement der Bischöfe; „21 Prozent wünschten
über die Hotline die Vermittlung von Akteneinsicht und 19 Prozent die Vermittlung
eines Ansprechpartners, um die Biographie während ihres Heimaufenthaltes zu rekonstruieren.
17 Prozent der Anrufer baten um weitere Beratung, bei knapp 17 Prozent ging es um
die Frage nach Entschädigungen.“
„Als Gründe für erlittenes Unrecht in Heimen
(Mehrfachnennungen waren möglich) gaben knapp 72 Prozent körperliche Strafen und Züchtigungen
an, 56 Prozent sprachen von Abwertung ihrer Person, rund 45 Prozent äußerten sich
über die rigide Disziplin und 42 Prozent gaben Demütigungen an. Fast 30 Prozent sprechen
von einer Stigmatisierung als Heimkind. Rund 18 Prozent der Betroffenen gaben an,
von Erwachsenen im Heim sexuell missbraucht worden zu sein, knapp 13 Prozent der Betroffenen
berichteten von sexuellen Übergriffen durch andere Heimkinder. 25 Prozent klagten
über die Erfahrung von erzwungener religiöser Praxis, und 31 Prozent erlebten eine
Diskrepanz von christlichen Werten und der täglichen Erziehungspraxis. Knapp sieben
Prozent der Anrufer haben gute Erfahrungen in ihrer Heimkinderzeit geschildert.“
Insgesamt
habe sich gezeigt, „dass die Hotline als hilfreiches Angebot wahrgenommen wird“. „Die
Absicht der Hotline, an der Schnittstelle zu den betreffenden Institutionen (z. B.
Orden, Heime etc.) zu arbeiten, empfinden die Betroffenen als hilfreich.“
In
den 50er und 60er Jahren gab es nach wissenschaftlichen Studien insgesamt rund 800.000
Heimkinder; davon waren etwa 300.000 in katholischen Einrichtungen untergebracht.
Die Hotline (Tel.: 0180 4100 400, Kosten einmalig 20 ct pro Anruf aus dem deutschen
Festnetz, Mobilfunk 42 ct/Min, Rückruf ist möglich) ist zu folgenden Zeiten erreichbar:
Montag, Mittwoch und Freitag von 9.00 bis 18.00 Uhr.