Das internationale
Völkermord-Tribunal hat an diesem Montag den ehemaligen Führer der roten Khmer zu
35 Jahren Haft verurteilt. Es ist damit das erste gesprochene Urteil gegen ein hochrangiges
Mitglied der Khmer. Wegen einer früheren Haftstrafe muss Kaing Guek Eav, auch bekannt
als Duch, allerdings nur 19 Jahre absitzen. Sr. Denise Coghlan ist Direktorin des
Jesuiten-Flüchtlingsdienstes in Kambodscha und leitet dort ein interreligiöses Begegnungszentrum.
„Alle hier sind sehr glücklich. Das Urteil ist ein Symbol dafür, dass das
internationale Tribunal den Opfern der Khmer Gerechtigkeit zuspricht, vor allem gegenüber
der vielen Inhaftierten. Die unmittelbare Reaktion nach der Urteilsverkündung war
hier Freude. Freude darüber, dass er verurteilt wurde. Keine Reaktionen gingen in
die Richtung, dass die Haft zu kurz sei.“
Versöhnung brauche in Kambodscha
sehr viel Zeit, das Urteil könne maßgeblich dazu beitragen, meint die Schwester. Sie
hat in der Vergangenheit mit Soldaten zusammengearbeitet, und mit ihnen Rollstühle
angefertigt – für die vielen verstümmelten Opfer des Khmer Regimes. Für ihren Einsatz
gegen Landminen erhielt die Schwester 1997 auch den Friedensnobelpreis.
„Wir
arbeiten sehr lange schon mit Soldaten zusammen. Denn unter den Opfern des Khmer Regimes
waren auch Soldaten, junge Leute, die in verschieden Bereichen der Armee zum Einsatz
kamen. Natürlich, die Leute, die ich kennen gelernt habe, haben durch Landminen Beine,
Arme oder auch Augen verloren oder wurden in Kämpfen mit ihren Kameraden schwer verletzt.
Bei uns machten diese Leute Rollstühle füreinander. Das ist ein Vermächtnis der Khmer:
die Behinderten.“
Ein weiteres Vermächtnis sind die zerrütteten Familien,
viele haben Angehörige in den berüchtigten Gefängnissen der Khmer verloren. Eine weitere
Hinterlassenschaft sorgt bis heute in der Gesellschaft für viel Zerstörung.
„Es
gibt hier noch immer eine von Gewalt geprägte Kultur… Probleme werden hier zum Beispiel
mit einer Granate gelöst. Das ist eine grausame Art mit Verbrechen umzugehen.“