Der Präsident und
der Kardinal – Hugo Chavez gegen Kardinal Jorge Liberato Urosa Savino. Ein Drama in
mehreren Akten. Venezuela sieht in diesen Tagen einen lauten Konflikt zwischen Kirche
und der Regierung Hugo Chavez, wir haben darüber berichtet. Es begann damit, dass
Chavez den Bischof von Caracas für „unwürdig“ erklärte, er sei ein „Höhlenmensch“.
Um sicher zu gehen, dass dies nicht als Ausrutscher verstanden würde, wiederholte
er diesen Ausdruck einige Tage später. Der Kardinal wiederum warnte vor einer Diktatur
sowjetischen Stils, die Chavez wolle. Nach den Vorwürfen erhielt der Kardinal die
Unterstützung der Bischofskonferenz des Landes. Regierungsvertreter wiederum riefen
den Vatikan dazu auf, Urosa zurückzubeordern. Die Parlamentspräsidentin erklärte sogar,
der Kardinal würde „die Majestät des Präsidenten“ angreifen. Seit einigen Tagen
droht nun Venezuela damit, das Konkordat mit dem Vatikan zu überprüfen. Papst Benedikt
sei kein Botschafter Christi auf Erden, heißt es. „Christus ist im Volk und in denen,
die für die Befreiung der Armen kämpfen“, so Chavez wörtlich, womit er laut Beobachtern
vor allem sich selbst meinte. Weiter droht der Staatschef damit, den katholischen
Radiosender der Diözese Caracas zu schließen. Die venezolanische Botschaft beim
Heiligen Stuhl gab an diesem Freitag – trotz allem – bekannt, die Beziehungen seien
freundschaftlich, gesund und ruhig. Es gäbe nur einige wenige Bischöfe, die Unruhe
stifteten. Was ist los in Venezuela? Das hat Radio Vatikan Kardinal Urosa Savino
gefragt. Als wir den Kardinal vor zwei Tagen erreichten, zeigte er sich gemäßigt:
Er betonte, dass der Dialog nicht abgebrochen werden dürfe und dass eine reine Konfrontation
wenig nütze. Savino: „Wir wollen Frieden schaffen. Alle Christen
müssen am Frieden mitbauen, wie unser Herr Jesus Christus es uns aufträgt. Und auf
diese Weise wenden wir uns an alle Venezolaner, das ganze Volk, ohne Unterscheidung
aufgrund von Ideologie oder politischer Anschauung. Und wir wenden uns auch an die
Regierung und an die anderen Autoritäten und Säulen der Gesellschaft, denn sie tragen
eine große Verantwortung und haben großen Einfluss auf das Leben des Volkes von Venezuela.“
Eine
Analyse der jüngsten Aktionen des Staates gegen die Kirche oder des Präsidenten Hugo
Chavez gegen den Kardinal persönlich ließe aber nur einen Schluss zu:
„Es
besteht kein Zweifel, dass es eine politische Agitation ist. Denn der politische Prozess,
den Präsident Chavez betreibt, ist ein revolutionärer Prozess, und da gibt es nichts
Sicheres. Der Präsident nutzt den ständigen Wahlkampf als Mittel, um sich einen Anstrich
von Legitimität zu geben. Es gibt Wahlen, also ist die Regierung demokratisch. Es
ist offensichtlich, dass diese anscheinende Legitimität im Widerspruch nicht nur zur
Verfassung Venezuelas, sondern auch zu den Bürgerrechten, politischen und sozialen
Rechten der Menschen, befindet. Wir wissen, dass dieses System vollständig scheitern
wird, und deswegen befinden wir uns in einer schwierigen Situation.“
So
werde also der Streit mit der Kirche politisch genutzt, um das Regime Chavez zu stützen
und den potentiellen Gegner Kirche zu schwächen. Eine demokratische Kontrollinstanz
gebe es in Venezuela nicht, auch das sei ein Ergebnis des Regierungssystems Chavez.
„Wir
sind der Gnade der Mandatsträger ausgeliefert, eines Parlamentes, das nicht nach dem
Nutzen des Volkes entscheidet, und auch nicht nach der Verfassung, sondern in Übereinstimmung
mit dem Willen und den politischen Vorhaben des Präsidenten der Republik. So werden
die Freiheiten von der Regierung und von den anderen Staatsautoritäten immer mehr
eingeschränkt, denn sie alle arbeiten in Übereinstimmung.“