2010-07-23 13:00:49

D: Ettaler Abt über Zusammenleben mit Tätern


Der jüngst von seinen Mitbrüdern wiedergewählte Ettaler Benediktinerabt sieht sein Amt als eine „schwere Bürde“. Das sagte Barnabas Bögle der „Süddeutschen Zeitung“ vom Freitag. Aufgabe der Gemeinschaft werde es sein, zuerst den Missbrauch aufzuklären. „Wir müssen über unser Zusammenleben reden, über unsere Sexualität, das sind wir noch nicht gewohnt“, fügte er hinzu. Im Nachhinein habe er erkannt, dass seine Mitbrüder und er unfähig gewesen seien, miteinander zu sprechen und zuzuhören. „Das ist ein großes Versagen.“ Es werde ein langer Prozess sein, um als Gemeinschaft wieder sprachfähig zu werden. Aber nur so könne es gelingen, dass die Täter ihre Schuld zugeben. Zugleich sagte Bögle, dass es manchmal schwer falle, gemeinsam zu beten. „Gemeinsam mit dem Altabt, der zu den Beschuldigten gehört. Gemeinsam mit den Mönchen, denen man sagen muss, dass sie Täter sind.“ Nach dem Bekanntwerden der ersten Missbrauchsfälle sei die Mönchsgemeinschaft „furchtbar hilflos“ gewesen, so Bögle. Dies treffe aber nicht mehr zu. Nun müsse man daran arbeiten, „dialogfähig, transparent und glaubwürdig“ zu werden. Dazu gehöre auch, sich Hilfe von außen zu holen, um die Gewalttaten gegen Kinder und Jugendliche aufzuarbeiten. Außerdem fänden bereits die ersten Supervisionsstunden statt, um in der Gemeinschaft miteinander reden zu lernen. Auch Hilfe von theologischer Seite sei nötig, da wesentliche Elemente des benediktinischen Lebens nicht ernst genommen worden seien, betonte der Abt. Bezüglich einer finanziellen Entschädigung der Opfer wolle das Kloster abwarten, wie die Deutsche Bischofskonferenz sich entscheiden werde. Kommende Woche gebe es aber bereits ein Treffen mit Opfervertretern. Das Kloster werde das Geld aus der eigenen Kasse aufbringen. Schon jetzt würden Therapiekosten übernommen. - Bögle war im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal auf Drängen der Leitung des Münchner Erzbistums Ende Februar zurückgetreten. Dem Abt war vom Erzbistum im Zuge der Aufarbeitung vorgeworfen worden, 2005 einen Verdachtsfall nicht pflichtgemäß gemeldet zu haben. Im März folgte eine mehrtägige Apostolische Visitation des Klosters, nach der die Visitatoren der Ordenskongregation zu einem anderen Ergebnis kamen. Damit stand einer Rückkehr des Abts in sein Amt nichts im Wege. Die Wiederwahl erfolgte am 11. Juli.

(kipa 23.07.2010 kk)








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