Vatikan/D: Gardisten treffen Papstbruder auf Bayerntour
Es gibt viele Gläubige,
die auf den Spuren des Papstes unterwegs sind, Wallfahrten etwa zu dem Geburtshaus
des Papstes in Marktl am Inn unternehmen – aber wer bekommt schon Zutritt in das ehemalige
Wohnhaus des Papstes, in dem er während seiner Professorentätigkeit lebte, oder wird
vom Bruder Georg Ratzinger willkommen geheißen?
„Wir sind schließlich die
Schweizer Garde.“ Das sagt der Schweizer Gardist Mauro Preite mit einem breiten
Grinsen und wird dann ernst:
„Wir haben das vor langer Zeit geplant, Schritt
für Schritt, und jetzt war es möglich all diese interessanten Leute kennenzulernen
und diese interessanten Orte zu sehen.“ Der 24-Jährige gehört zum frisch zurück
gekehrten ersten Bataillon, das die besondere Wallfahrt auf den Spuren von Benedikt
XVI. unternommen hat. Drei Tage lang war er mit 37 anderen jungen Männern der berühmten
päpstlichen Leibwache unterwegs. Los ging es in München, dann besuchten die Gardisten
Regensburg und den Vorort Pentling, hier hatte Josef Ratzinger lange gelehrt und gewohnt.
Daraufhin ging es zum Wallfahrtsort Altötting und dem Geburtsort des Papstes Marktl
am Inn. Ihren Abschluss fand die Reise in Freising und in Traunstein, wo Benedikt
XVI. seine Primiz feierte. Den Schweizer Mauro Preite hat besonders der Besuch bei
Georg Ratzinger sehr beeindruckt:
„Der Bruder kam mir vor wie er. Sie sind
sich sehr ähnlich, die Art und Weise wie sie sprechen, sehr liebevoll und weise vor
allem. Er hat uns das Haus gezeigt, im unteren Stock war eine Art Kapelle eingerichtet.
Er hat uns sein altes Arbeitszimmer gezeigt, die Ecke, wo sie zusammen saßen und zusammen
diskutierten über Gott und die Welt. Es war sehr beeindruckend.“ Während der
Papst jetzt im Apostolischen Palast von kostbaren Dekorationen, edlen Möbeln, weiten
Räumen und Fluren umgeben ist, bevorzugte er in der Vergangenheit einen anderen Einrichtungsstil:
„Gar
nicht wie man sich das im Vatikan vorstellt mit dem vielen Barock, ganz und gar nicht,
sehr schlicht und einfach.“ Es ist das erste Mal, dass die Schweizer Garde
einen Ausflug nach Bayern unternimmt. In drei Geschwadern absolvieren die Gardisten
nacheinander das Programm. So bleibt immer genügend Personal, um für die Sicherheit
innerhalb der vatikanischen Mauern zu sorgen. Es ist selten, dass die Schweizer Garde
solche gemeinsamen Ausflüge unternimmt. Eine ähnliche Reise liegt vier Jahre zurück
erinnert sich Flavio Bundi. Er erklärt, für das kulturelle als auch spirituelle Programm
ist der Kaplan der Schweizer Garde zuständig:
„Das Ziel der Reise war sicher
den Papst, unseren Chef besser kennenzulernen, um ihn besser zu verstehen. Daher besuchten
wir auch die wichtigsten Wirkungsstätten: Das Geburtshaus, seine Primizkirche, dort,
wo er getauft wurde. Es waren einige Kirchen auf dem Programm und dort wurden wir
von unserem Kaplan spirituell begleitet und dementsprechend durften wir auch auf spiritueller
Ebene einiges mitnehmen auf dieser Reise.“ Die meisten Vatikanbesucher kennen
die Gardisten vor allem in ihren farbenfrohen Uniformen. Doch diese Kleidung blieb
beim Bayernbesuch in der Kaserne zurück, wie Mauro Preite und Flavio Bundi erzählen,
aber Einheitslook war trotzdem geboten.
„Man sah es klar und deutlich, dass
wir zusammen gehören. Wir waren alle knallorange bekleidet.“ „Die Uniform
der Schweizer Garde wird nur im Vatikan oder den exterritorialen Gebieten getragen,
daher waren wir in Bayern natürlich nicht in Uniform anwesend. Weil wir eben auch
ein militärisches Korps sind, traten wir einheitlich auf. Am ersten und dritten Tag
Anzug und Krawatte und am zweiten Tag hatten wir ein einheitliches Poloshirt und Jeans,
wie ganz normale junge Männer.“ Gerngesehene Gäste waren die feschen jungen
Männer auch bei Hofe. Fürstin Gloria von Thurn und Taxis hatte zur Brotzeit geladen
und sich selbst an die Tafel gesetzt.
„Da gab es etwas sehr feines, die
typische Spezialität von Bayern: Brezel und Weißwürste, die die Gardisten natürlich
mit Genuss verzehrt haben. Die Fürstin saß auch mit uns zusammen und wir haben da
gemeinsam getafelt.“ Beide Gardisten hat die Reise beeindruckt. Mauro Preite
ist besonders das Geburtshaus in Erinnerung geblieben:
„Weil es als erstes
wie alles andere sehr schlicht und einfach ist und dass er dort eigentlich die Wurzeln
gesetzt hat in diesen ersten zwei Jahren seines Lebens. Dort hat er sprechen gelernt,
dort hat er seine ersten Schritte gemacht.“ Für seinen Kollegen, Flavio Bundi,
standen vor allem die Begegnungen während der drei Tage im Vordergrund:
„Für
mich war das Interessanteste mit diesen Zeitzeugen von damals, mit seiner Nachbarin,
seinem Bruder, seinen Primizkollegen, wie die von ihm gesprochen haben, auch als ganz
normalen Menschen, wie wir es alle sind. Und auf diese sympathische Art, wie sie es
erzählt haben, das hat mich beeindruckt. Es hilft einem, den heilige Vater auch besser
zu verstehen und ihn so auch auf diese Weise besser kennenzulernen.“ Ob der
Papst denn über die Reise seiner Leibwache informiert sei, auf diese Frage antwortet
Flavio Bundi so:
„Er ist momentan in Castel Gandolfo. Aber ich glaube, wahrscheinlich
wird sein Bruder ihm dann sicherlich von der Stürmung der Gardisten erzählen.“ (rv
17.07.2010 kk)