Der Leiter der deutschen Caritas-Auslandshilfe, Oliver Müller, hält nichts von einem
zu frühen Abzugstermin der westlichen Staaten aus Afghanistan. Sie sollten vielmehr
im Lande bleiben, bis stabile Verhältnisse hergestellt seien, sagte Müller der in
Würzburg erscheinenden „Tagespost“ (Dienstag). Den ISAF-Einsatz hält er deshalb für
notwendig. Ein gemeinsames Vorgehen von Caritas und deutscher Bundeswehr lehne man
aber nach wie vor ab. Als Grund gab Müller an, dass die Hilfsorganisation sonst nicht
mehr von allen gesellschaftlichen Gruppen unvoreingenommen wahrgenommen werden würde.
Auch die Sicherheit der Caritas-Mitarbeiter wäre extrem gefährdet. Schon jetzt könnten
sie jederzeit Ziel von Angriffen werden. Die Einheimischen respektierten die Caritas-Helfer
aber, weil sie glaubwürdig aufträten, betonte Müller. So werde aus der Tatsache, eine
christliche Organisation zu sein, kein Geheimnis gemacht. Das sei in Afghanistan wichtig,
weil das Vertrauen der Bevölkerung den wichtigsten Schutz darstelle, betonte der Caritas-Leiter.
In der Frage, wie Taliban-Kämpfer gesellschaftlich wieder eingegliedert werden könnten,
sieht Müller die afghanische Seite gefordert. Sie müsse konkrete Konzepte entwickeln.