Großbritannien/Spanien: Bald Burkaverbot in ganz Europa?
Die Diskussion um
ein Burkaverbot hat jetzt auch Großbritannien erreicht. Dabei weist der britische
Einwanderungsminister Damian Green Forderungen nach einem Verbot des islamischen Ganzkörperschleiers
als „unbritisch“ zurück. Green sagte dem „Sunday Telegraph“, ein solches Verbot stehe
im Widerspruch zu Toleranz und gegenseitigem Respekt. Es sei sehr unwahrscheinlich
und nicht wünschenswert, dass das britische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das
Menschen vorschreibe, welche Kleidung sie zu tragen hätten.
Der konservative
britische Unterhausabgeordnete Philip Hollobone hatte zuvor einen Gesetzentwurf für
ein Burkaverbot eingebracht. Darüber soll voraussichtlich Anfang Dezember abgestimmt
werden; Beobachter rechnen mit seiner Ablehnung. Hollobone erklärte zudem, er werde
in seinem Wahlkreisbüro keine mit Burka oder Nikab verschleierten Frauen empfangen.
In einer am Freitag veröffentlichten Umfrage hatten sich zwei Drittel der Briten für
ein Verbot der Burka in der Öffentlichkeit ausgesprochen. Der ehemalige anglikanische
Bischof von Rochester, Michael Nazir-Ali, lehnte in derselben Zeitung ein gesetzliches
Burkaverbot ab. Allerdings könnten die Burka und der Nikab untersagt werden, wenn
eine Identitätskontrolle erforderlich sei, etwa auf Flughäfen und bei Behörden, so
der Bischof.
Diskussion auch in Spanien Auch in Spanien
ist inzwischen ein Burka-Verbot im Gespräch. Die oppositionelle Volkspartei hat eine
Parlamentsdebatte über ein Verbot muslimischer Ganzkörperschleier in der Öffentlichkeit
beantragt, wie eine Sprecherin am Sonntag bestätigte. Die Aussprache soll Dienstag
oder Mittwoch stattfinden. Justizminister Francisco Caamano hatte sich bereits zuvor
dafür ausgesprochen, Musliminnen in öffentlichen Einrichtungen die Verhüllung zu untersagen.
Diese sei „kaum mit der Menschenwürde vereinbar“ und verhindere das Erkennen, argumentierte
er. Ein Verbot soll in einem Gesetzentwurf zur Religionsfreiheit enthalten sein, der
derzeit erarbeitet wird. Nach anderen katalanischen Städten hatte auch Barcelona vergangenen
Monat ein Verbot von Burka und Nikab in städtischen Gebäuden beschlossen. Rund eine
Million der 47 Millionen Einwohner Spaniens sind Muslime; viele leben in Katalonien
und Andalusien. Burkas sind jedoch eine Seltenheit.
Frankreichs Nationalversammlung
hatte am Dienstag ein Burkaverbot beschlossen. Das Gesetz muss noch in den Senat und
vor das Verfassungsgericht, bevor es in Kraft treten kann. Ein vom belgischen Abgeordnetenhaus
im April beschlossenes Burkaverbot wurde durch die Parlamentsauflösung und Neuwahlen
hinfällig.