Argentinien: Kirche kritisiert Zivilehe gleichgeschlechtlicher Paare
Nach einer Marathonsitzung
hat der argentinische Senat am Donnerstag die Einführung der Zivilehe gleichgeschlechtlicher
Paare beschlossen. Nach 14-stündiger Debatte sprachen sich 33 Senatoren für eine entsprechende
Änderung der Ehegesetze aus, 27 stimmten dagegen, 3 enthielten sich. Dadurch kann
die Gesetzesänderung in Kraft treten. Argentinien ist somit der erste Staat in Lateinamerika,
der eine standesamtliche Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren erlaubt. Vor allem
die katholische Kirche des Landes hatte gegen die Gesetzesänderung heftig protestiert.
Unser Südamerika-Experte Louis Badilla erläutert, dass es noch weitere Diskussionen
zu diesem Thema geben wird.
„Die Meinung der Mehrheit der argentinischen
Bürger wurde mit der Einführung dieses Gesetzes nicht berücksichtigt. Vor wenigen
Tagen gingen ja zahlreiche Menschen auf die Straßen. Auch die katholische Kirche hat
ihre Stimme erhoben. Nun wird auch in Uruguay und Chile über ähnliche Gesetzesprojekte
debattiert. Auf jeden Fall wird es in Argentinien nun einen langen Gerichtsprozess
geben, weil eben nicht alle damit einverstanden sind.“ Nur einen Tag vor der
entscheidenden Abstimmung im Senat hatten die Katholiken und andere Glaubensgemeinschaften
Zehntausende von Menschen mobilisiert. Unter dem Motto „Die Kinder haben ein Recht
auf eine Mutter und einen Vater!“ demonstrierten sie vor dem Parlamentsgebäude.
Die
Legalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften habe die Rolle der Katholiken
in der Politik in den Mittelpunkt gerückt, so der Lateinamerika-Experte Louis Badilla.
„Denn
die Katholiken in jener Weltgegend werden nun auch weitere heikle Themen angehen müssen.
Mit der Legalisierung solcher Partnerschaften ist auch zwangsläufig die Frage nach
der Möglichkeit, Kinder zu adoptieren, verbunden. Wie der Erzbischof von Buenos Aires,
Kardinal Jorge Mario Bergoglio, betont hat, steht nun die Identität und das Überleben
der Familie auf der Kippe: Es geht um die Väter, die Mütter und die Kinder.“ Nur
in wenigen Ländern wie den Niederlanden, Belgien, Schweden, Norwegen, Kanada, Portugal
oder Spanien sind homosexuelle Paare der traditionellen Verbindung zwischen Frau und
Mann gleichgestellt.