2010-07-15 13:23:47

Italien: Mühsame Suche in den Kapitolinischen Museen


RealAudioMP3 Rom ist wie ein einziges Museum. An jeder Straßenecke stolpert man über historisch Bedeutsames: Inschriften, Ruinen, Brunnen, Säulen. Wer weiß, welche Schätze noch in der Tiefe schlummern. Allein über die bereits Gehobenen den Überblick zu behalten, ist nicht leicht. Diese Erfahrung hat Sabrina Pompe gemacht. Die Duisburgerin hat in diesem Sommer ein Praktikum in einem der ältesten Museen Roms absolviert, in den Kapitolinischen Museen. Kristina Kiauka hat Sabrina an ihrem Arbeitsplatz besucht.

Drei Uhr am Nachmittag neben dem Reiterstandbild von Marc Aurel. Das ist unser Treffpunkt. Auf dem Campidoglio, dem Kapitolshügel, tummeln sich die Touristen, verschnaufen nach dem Aufstieg von Michelangelos Rampentreppe kurz am Rande des Platzes.

„Ich heiße Sabrina Pompe, komme aus Deutschland, studiere in Düsseldorf, aber mache gerade ein Praktikum in den Kapitolinischen Museen.“ 
Für zweieinhalb Monat ist Sabrina nach Rom gekommen. Ihr Arbeitsplatz liegt zwar auf dem kleinsten der sieben klassischen Hügel Roms, aber es ist wahrscheinlich der meist besuchte und fotografierte. Hier lag einst das politische und religiöse Machtzentrum der Stadt. Heute beherbergt der Senatorenpalast unter anderem das römische Rathaus und die beiden Palazzi zu den Seiten Teile der weltberühmten Kunstgalerie, der Kapitolinischen Museen. Sabrina studiert Kunstgeschichte, ein Praktikum in Rom lag da auf der Hand.

„Ich habe an ganz verschiedene Museen in Rom geschrieben, also E-Mails, und einfach angefragt, ob sie irgendeinen Praktikanten brauchen oder irgendetwas hätten, was zu tun sei. Da haben mich die Kapitolinischen Museen mit diesem Projektvorschlag angeschrieben und gefragt, ob ich da nicht mitmachen möchte.“ 
Durch einen schlichten Seiteneingang geht es in den Bürotrakt der Kapitolinischen Museen. Sabrina führt mich zielstrebig durch einen Irrgarten aus Bücherregalen zu ihrem Schreibtisch. Hier arbeitet sie in einem Team von vier Leuten. Ihre Chefin ist Archäologin, ein weiterer Kollege, der hinter der nächsten dicken Bücherwand der Bibliothek sitzt, kommt wie Sabrina aus Deutschland. Er hat Archäologie und Informatik studiert.

„Es geht darum die geographischen Informationen zu bestimmten Fundstücken, die hier im Museum sind oder die irgendwo anders gelagert sind, aber zum Museum gehören, herauszufinden und auf konkrete Straßennamen oder Plätze zu bringen, die man dann weiterverarbeiten kann.“ 
Sabrina zeigt auf ein rund einen halben Meter hohes und 30 Zentimeter tiefes altes abgegriffenes Buch.

„Hier sind die Register im Schrank aus dem 19. Jahrhundert, diese riesigen Bücher, die ich kaum herüber auf den Tisch tragen kann, und da schlagen wir nach. Da wurde alles aufgelistet, was gefunden wurde und zwar absolut chaotisch…Die haben nicht wirklich eine Systematik und das sind ganz viele. Da muss man sich erst durchsuchen, bis man da etwas findet. Aber das gute ist ja, die sind schon abgetippt. Wir haben eine digitale Datenbank, wo die ganzen Daten vorhanden sind, die wird jetzt bearbeitet und das mache ich, weil es da ganz viele Fundorte, die einfach nicht identifizierbar sind. Wenn man heute auf die Karte schaut, findet man die nicht.“ 
Am Computer zeigt Sabrina eine Karte von Rom, unterteilt in viele Raster.

„Es gibt auch diese Einteilung in die Zonen und dann hat man etwa ein Fundstück, bei dem steht, 1. Zone 3. Feld und das war es dann. Das muss dann abgeglichen werden, wie die Straßen heute heißen. Hier ist zum Beispiel die Piazza Vittorio Emanuele, hier oben ist Termini. Und es ist alles möglich: Von kleinen Steinchen, Terrakotta-Stücken bis hin zu ganzen Skulpturen und gerade hier in dem Bereich um Termini sind es viele Grabmäler, die gefunden wurden. Also Gräber, die aufgemacht wurden und dort eben die kleinen Töpfe oder Grabbeigaben.“  
Von den dicken Registerbüchern gibt es fünf, erzählt Sabrina. Sie schätzt, dass darin insgesamt rund 30.000 Fundstücke verzeichnet sind. Das Projekt, an dem sie mitarbeitet, hat mehrere Ziele.

„Erstmal geht es darum festzustellen, was alles da ist und wo es herkommt, aber dann kann man natürlich damit weiterarbeiten. Es gibt verschiedene Forschungsgebiete, wo genau herausgefunden werden soll, was wo gefunden wurde und dann mit anderen Funden abgeglichen werden soll, die eben nicht in den Registern sind. Dazu hilft es, aber zum anderen auch dazu, die Daten geografisch mit Koordinaten zu verbinden und etwa auf google maps oder ähnlichem zu lokalisieren und dann mit einem Punkt zu versehen oder Bilder hinzuzufügen.“ 
Die Sammlung der Kapitolinischen Museen, die auf das erste Antikenmuseum von 1471 unter Papst Sixtus IV. zurückgeht, befindet sich nicht nur auf dem Kapitolshügel, erklärt Sabrina. Es gibt einen weiteren Standort in Rom mit der Centrale Montemartini in Ostiense und außerdem gut gefüllte Lager.

„Ich bin schon die meiste Zeit hier im Büro, aber ich war auch einen Tag in einem anderen Museum, das hierzu gehört, dort haben sie eine riesige Lagerhalle mit ganz vielen Fundstücken und man weiß gar nicht, ob es genau die sind, die in den Registern sind oder nicht. Die haben jede Menge Nummern, aber man weiß auch nicht, wie man die verorten soll. Ich habe es mir dort auch mal angeschaut, wie schwer es wirklich ist, die genauen Fundstücke, weil es ja so viele sind und so ähnliche und die überall verstreut sind, wirklich mit den Registern oder mit Inventarnummern zusammenzubringen. Und so etwas ist sehr spannend.“ 
Ihre Mittagspausen verbringt Sabrina am liebsten im Museum.

„Ich finde einfach das ganze Museum, die Museumsräume an sich schon sehr beeindruckend, auch ohne die Ausstellungsstücke. Und das Treppenhaus und gerade den unterirdischen Gang, der den einen Museumsteil mit dem anderen verbindet, finde ich sehr, sehr spannend und aus dem Senatorenpalast kann man hinten aufs Kolosseum schauen und aufs ganze Forum Romanum. Den Ausblick finde ich sehr schön.“  
(rv 15.07.2010 kk)







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