2010-07-13 11:26:22

Aids-Seelsorger: Krankheit betrifft alle Bevölkerungsgruppen


RealAudioMP3 Wien wird ab Sonntag Zentrum der Bemühungen zur Bekämpfung von AIDS sein, zumindest für die Dauer der Welt-Aids Konferenz lang. Wien? Ist das nicht weit weg von den Schauplätzen von AIDS? Nein, sagt Pater Clemens Kriz. Der Trinitarierpater und Aids-Seelsorger der Erzdiözese Wien warnt davor, die Krankheit zu bagatellisieren. Es sei eben kein Problem ‚ferner Länder’, HIV und Aids seien nach wie vor Realität, auch in Österreich und quer durch alle Bevölkerungsgruppen, so Kriz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur kathpress:

„Man kann wirklich von keinen Risikogruppen mehr sprechen. Die Krankheit haben alle: Es gibt sie bei Männern, Frauen, Homosexuellen, Nicht-Homosexuellen, im Drogenbereich. In Österreich merkt man also, dass sich die Krankheit stark aufgeteilt hat.“

In Österreich werde die Krankheit inzwischen ausschließlich durch Drogen und Sexualverkehr übertragen, so Kriz. Ein großes Problem stelle diesbezüglich auch die grenznahe Prostitution dar, durch die „nicht wenige“ Ehemänner ihre Ehefrauen ansteckten.

Diskriminierungen HIV-positiver Menschen gebe es leider immer noch, so Kriz weiter. Beispiel seien etwa „fadenscheinige“ Kündigungen oder Frühpensionierungen. Es gelte „ohne Verlogenheit“ mit Aids umzugehen und „zum Leben und zu sich selbst ehrlicher“ zu sein, so der Appell des Geistlichen. Heute gelte es vor allem Menschen zu unterstützen, die mit der Krankheit leben. Die Kirchen leisteten hier bereits gute Arbeit.

„Der Tod ist nicht so das bestimmende Thema, was er vorher sehr wohl war. Jetzt sind die Anforderungen und Probleme fast mehr geworden. Man muss schauen: Wie können die Leute leben, und auch gut leben, weiterarbeiten, wie können sie nach Möglichkeit ein relativ normales Leben auch weiterführen, was ist mit Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten – also diese Sachen sind ganz anders geworden als in den ersten Jahren. Was dann wirklich von Kirchen geleistet wird: Für die Menschen da zu sein, die damit leben müssen. Da fragt sonst niemand nach. Ich finde es schade und ungerecht zu urteilen, dass die Kirchen gar nichts täten. Manche Länder würden arm aussehen, wenn die Kirchen dort nicht im Einsatz wären!“

Wirksame Vorbeugung allein im Gebrauch von Kondomen zu sehen, findet der Seelsorger kurzsichtig. Von der am kommenden Sonntag in Wien beginnenden Welt-Aids-Konferenz erhofft sich Kriz mehr Aufmerksamkeit für die Krankheit, die vor allem in Entwicklungsländern „ganze Generationen dahinrafft“. Bis zu 30.000 Teilnehmer werden in der österreichischen Bundeshauptstadt erwartet.
Bereits Anfang Juni hatte der Vatikan vor der UNO-Vollversammlung in New York sehr deutlich darauf hingewiesen, dass die AIDS-Gefahr weltweit wachse. 7.400 Menschen würden täglich neu infiziert, so ein Sprecher der Delegation.

„Wenn AIDS dadurch bekämpft werden soll, dass wir die tieferen Gründe angehen und die Kranken die liebende Hinwendung bekommen, die sie brauchen, dann dürfen wir den Menschen nicht nur Wissen, Fähigkeit, technische Fähigkeiten und Mittel an die Hand geben. Deswegen empfiehlt die Vatikan-Delegation sehr deutlich, dass mehr Ressourcen für die wertebasierten Herangehensweisen zur Verfügung gestellt werden, die auf der Menschlichkeit der Sexualität aufbauen, also eine geistige und geistliche Erneuerung, die zu neuen Verhaltensweisen untereinander führt. Die Verbreitung von AIDS kann - wie immer wieder auch von staatlichen Gesundheitsexperten bestätigt wird – wirkungsvoll gestoppt werden, wenn dieser Respekt für die Würde der menschlichen Natur und für die Moral des Menschen wesentlicher Teil der HIV-Prävention werden.“

Besonders besorgt zeigt sich der Vatikan um den zunehmenden Ausschluss armer Menschen von der Behandlung von AIDS. Katholische Hilfsorganisationen würden von ihren Geldgebern immer häufiger aufgefordert, keine neuen Patienten aufzunehmen, vor allem in Uganda, Südafrika, Haiti und anderen armen Ländern. Dies werfe ein schlechtes Licht auf die Anstrengungen der Menschheit, diese Krankheit wirklich stoppen zu wollen. Auch die Versprechen der Staat- und Regierungschefs über die Jahre seien nicht umgesetzt worden.

„Die Herausforderungen von heute stellen unsere Fähigkeit in Frage, diese Versprechen zu erfüllen. Wir müssen aber im Angesicht der Bedrohung durch HIV und AIDS das Verlangen der Menschheit nach weltweiter Solidarität ernst nehmen, nach ehrlicher Auswertung vergangener Herangehensweisen – die sich vielleicht mehr auf Ideologie als auf Wissenschaft und Werten aufgebaut haben – und nach entschlossenem Handeln, das die Menschenwürde respektiert und die integrale Entwicklung jedes einzelnen Menschen in der gesamten Gesellschaft fördert.“

(rv/kap 14.07.2010 pr/ord)







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