Papst Benedikt XVI.
hat an diesem Freitag Bischof Velasio De Paolis zum Delegaten für die Ordensgemeinschaft
der Legionäre Christi ernannt. De Paolis ist und bleibt in der Verwaltung des Vatikanstaates
tätig. Das Amt des Delegaten war mit Ende der apostolischen Visitation angekündigt
worden. Nach Vorwürfen und Skandalen um den Gründer des Ordens, P. Marcial Marciel,
hatte der Vatikan diese Untersuchung eingeleitet. Anfang Mai waren die Ergebnisse
vorgestellt worden, und die Schlussfolgerungen waren harsch. Die „Legionäre Christi“
benötigten eine Neudefinierung ihres Charismas, so hieß es in der Verlautbarung des
Vatikan, auch müsse der Aufbau der Kongregation der Legionäre Christi neu überdacht
werden. Gleichzeitig versicherte der Papst den Legionären seinen Beistand auf diesem
„Weg der Reinigung“. Dem Papst sei es wichtig, dass „der Enthusiasmus vieler Mitglieder
weiter bestehen“. Gefordert sei aber die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle innerhalb
der Kongregation, die durch den Gründer Marcial Maciel Degollado (1920-2008) geschehen
sind, und das Doppelleben des Gründers. Marcial soll zahlreiche minderjährige Seminaristen
sexuell missbraucht haben. Außerdem habe er mit zwei Frauen mindestens drei Kinder
gezeugt, wie der Orden erst kürzlich in einer offiziellen Entschuldigung mitteilte. Bereits
vor einem Jahr hatte sich der Provinzialobere der zentraleuropäischen Provinz der
Legionäre, P. Sylvester Heereman, in einem Brief an die Mitglieder des Ordens und
verwandter Organisationen gewandt. Er sprach davon, wie unerwartet und hart den Orden
dies alles getroffen habe und was für ein Durcheinander von Informationen, Unterstellungen,
Spekulationen und Meinungen sie alle verunsichere. Radio Vatikan hat P. Sylvester
vor kurzem gefragt, wie es ihm jetzt mit dem Gründer seines Ordens gehe:
„Es
wäre vielleicht vermessen, wenn ich behaupten würde, ich hätte das Ganze schon total
verarbeitet und eingeordnet, aber ich kann doch sagen, dass ich Frieden damit habe.
Wie ich persönlich zum Gründer stehe: das ist schwer zu sagen, weil Beziehungen ja
nicht in Stein geschrieben sind. Ich habe noch keine abgeschlossene Meinung zu seiner
Persönlichkeit, da ist einfach zu viel Widersprüchliches und zu viel Unbekanntes,
als das ich erklären könnte, wie das möglich war oder was für ein Mensch er wirklich
war. Meine persönliche Beziehung zu ihm habe ich auf geistlicher Ebene glaube ich
ganz gut eingeordnet, aber ein abgeschlossenes Bild von ihm kann ich mir jetzt noch
gar nicht machen.“
Der Bericht nach der Visitation verlangt sowohl strukturelle
als auch geistliche Veränderungen. Wie werden die aussehen müssen?
„Also
darüber kann man jetzt nur spekulieren, es gibt noch keine klaren Aussagen vom Heiligen
Vater, und intern haben wir uns da auch erst einmal zurückgehalten mit internen Spekulationen,
um dem Delegaten freie Hand zu lassen und jetzt gemeinsam mit ihm zu besprechen, was
ansteht.“ (rv 09.07.2010 ord)