2010-07-08 13:10:12

Haiti: Blockierter Wiederaufbau


RealAudioMP3 Gelder für das vom Erdbeben verwüstete Haiti sind geflossen, doch der Wiederaufbau des Inselstaates befindet sich in einer Blockade. Dabei hätte die Bevölkerung akute Hilfe dringend nötig: Tausende von Menschen leben seit Monaten in Zeltstätten, haben alles verloren und nur notdürftigen Zugang zu Essen und Wasser. Radio Vatikan hat mit Alessandra D’Asaro von der Internationalen Freiwilligenorganisation Vis gesprochen. Sie arbeitet in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince eng mit den Salesianern zusammen.

 
„Die Situation ist wohl etwas kompliziert. Die Gelder sind angekommen, aber jeder, der irgendetwas machen will, braucht besondere Genehmigungen der Regierung. Und die werden bisher nicht vergeben! Die Absegnung dieser Anträge wird von Woche zu Woche verschoben. Das Geld ist da, aber man weiß nicht, wie man es investieren soll. Die Regierung gibt keine Richtlinien vor. - Und zwar weil die halbe Regierung selbst vom Erdbeben niedergeschlagen wurde.“

 
Kirchen und Nicht-Regierungsorganisationen leisten vor Ort vorbildliche Arbeit, meint Alessandra D’Asaro, aber sie schafften es nicht allein. Am dringendsten bräuchten die Menschen Wasser und Häuser. Die hygienischen Zustände und Lebensbedingungen in den Zeltstätten in Port-au-Prince seien immer noch fatal, berichtet die Vis-Mitarbeiterin. Zudem greife die Kriminalität um sich.

 
„Die Situation ist dramatisch, genau wie in den ersten Tagen. Die Trümmer wurden einfach nur an die Seite geschoben und die Leichen weggeräumt. Aber man hat sich bisher in keiner Weise um den Wiederaufbau gekümmert. Und ich höre, dass es auch keinen Plan gibt, wie man die Häuser wieder aufbauen will. In den Schulen der Salesianer campieren die Menschen. Es wird zwar Essen verteilt, aber die Regierung hat eine tägliche Ausgabe seit dem 31. März verboten, sozusagen um die Leute nicht zu sehr zu verwöhnen. Das Problem ist ja, dass die Menschen hier bereits vor dem Erdbeben in Armut lebten. Alle Hilfsprojekte müssen so in langfristige Unterstützung eingebettet werden.“

 
Für einen Wiederaufbau Haitis ist nach Expertenmeinung eine Unterstützung für die nächsten 10 Jahre notwendig. Trotz der widrigen Umstände lassen sich viele Menschen nicht entmutigen, weiß D’Asaroso.

 
„Am beeindruckendsten ist zu sehen, wie die Menschen in Port-au-Prince ihren Alltag in den Trümmern leben. Man sieht hier Leute, die mit kleinen Fernsehern auf der Straße sitzen und mit ihren WM-Lieblingsmannschaften Argentinien oder Brasilien mitfieberten. Ich war am Freitag im Wohnviertel Pétionville: Da, wo vorher Dächer waren, feierten die Leute die Fußballweltmeisterschaften.“
 

 
(rv 07.07.2010 pr)
 







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