2010-07-07 13:52:25

Letzte Generalaudienz vor dem Sommer – Papst warnt vor Gefahren schrankenloser Freiheit


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. hat vor den Gefahren einer schrankenlosen Freiheit gewarnt. Die Geschichte der Moderne und die tägliche Erfahrung lehrten, dass Freiheit nur dann zur Errichtung einer menschlichen Zivilisation beitragen könne, wenn sie mit der Wahrheit versöhnt sei, sagte der Papst am Mittwoch bei seiner Generalaudienz. Bevor der Papst die Generalaudienz in Angriff nahm, segnete er eine neue Staue an der Außenseite des Petersdoms ein. Benedikt XVI. betete vor der über 5 Meter hohen Marmorfigur des heiligen Annibale Maria di Francia (1851-1927). Die Skulptur des römischen Künstlers Giuseppe Ducrot steht in der ersten Nische unter dem Arco delle Campane an der linken Außenseite des Petersdoms. An diesem Teil der Mauern befinden sich bereits Figuren mehrerer Ordengründer. Der in Messina auf Sizilien geborene di Francia gründete die Kongregation des Herzens Jesu und den Orden der Rogationisten.


Danach begab sich der Papst in die Audienzhalle, wo ihn mehrere Tausend Pilger und Besucher erwarteten. In seiner Mittwochskatechese stellte der Papst diesmal den seligen Johannes Duns Scotus vor. Benedikt XVI. verwies auf die kosmopolitische Prägung dieses mittelalterlichen Franziskanertheologen, der 1308 mit 43 Jahren in Köln gestorben ist.


„Aus seinem theologischen Werk, das aus seiner Lehrtätigkeit in Oxford, Cambridge und Paris hervorgegangen ist, möchte ich zwei Themen herausgreifen, die er mit großem Scharfsinn dargelegt hat. Wie sein Ordensvater Franziskus widmete sich Duns Scotus der Betrachtung des zentralen Geheimnisses der Menschwerdung Gottes. Anders als viele seiner Zeitgenossen sah er darin nicht in erster Linie die Antwort auf die Tragik des Sündenfalls, sondern die in Gottes Plan von Anfang an vorgesehene höchste Vollendung der Schöpfung, an der alle Menschen teilhaben sollen.“ 
Der zweite Punkt, den der Papst hervorhob, war Duns Scotus Darlegung der unbefleckten Empfängnis, also der Bewahrung Marias vor der Erbsünde.


„Es bestand ja der Einwand: Wenn Maria ohne Erbsünde geboren ist, dann brauchte sie die Erlösung durch Christus nicht, und das kann nicht sein. Duns Scotus hat gezeigt, dass sie vorerlöst ist, dass sie – in der erlösenden Liebe Gottes eingeschlossen – schon von Anfang an von dieser Liebe getragen und durchdrungen ist. Dazu hat er uns das Besondere dieses Geheimnisses und das Ganze der marianischen Wirklichkeit neu vor Augen gestellt. Der Glaubenssinn des Gottesvolkes hatte dies schon lange geglaubt, ohne die theologischen Formeln dafür zu haben. Dies ist ein typisches Beispiel dafür, dass oft der Glaube des Gottesvolkes dem Denken der Theologen vorangeht. Und erst, als das Denken der Theologen alles genügend geklärt hatte, konnte 1854 Papst Pius IX. dieses Dogma von der Erbsündenbewahrung Marias verkünden. In alledem sehen wir die große Liebe des seligen Duns Scotus zu Christus als Mitte aller Wirklichkeit und zu Maria, die für den Sohn Gottes das Tor in die Schöpfung hinein geworden ist.“ 
Ganz herzlich begrüßte Benedikt XVI. die deutschsprachigen Pilger und Besucher.


„Für den seligen Johannes Duns Scotus stand Christus im Zentrum der Geschichte, und auf ihn hat er auch sein eigenes Leben ausgerichtet und so die wahre Freiheit gefunden. Das soll uns allen ein Ansporn sein, uns gerade auch in den Sommermonaten mehr Zeit für das Gebet zu nehmen, um Christus nahe zu sein und in der Liebe zu ihm zu wachsen. Euch allen wünsche ich einen gesegneten Aufenthalt in Rom.“ 
Die Generalaudienz war die letzte vor dem Sommerurlaub Benedikts XVI. in Castel Gandolfo. Bis Ende Juli sind alle öffentlichen Termine des Papstes ausgesetzt. An diesem Mittwochabend bricht der Papst zu seinem Sommersitz in den Albaner Bergen auf.


(rv 07.07.2010 mg)







All the contents on this site are copyrighted ©.