2010-07-02 14:16:36

Österreich/Serbien: „Kosovo ist Teil Serbiens“


RealAudioMP3 2008 erklärte der Kosovo seine Unabhängigkeit von Serbien. Seitdem haben 69 UNO-Mitgliedsstaaten die Republik anerkannt, unter ihnen auch Deutschland und Österreich. Serbien hingegen betrachtet den Kosovo weiterhin als eine autonome Provinz. Zu Beginn dieses Jahres schien es Bewegung in der Frage des völkerrechtlichen Status des Kosovo zu geben: Auf Seiten der serbisch-orthodoxen Kirche war die Rede von einer „neuen Offenheit“ und einer „flexibleren Haltung“. Diese Begriffe bezögen sich jedoch allein auf den Dialog zwischen den Religionen im Kosovo und nicht auf den politischen Status, stellte jetzt der serbisch-orthodoxe Bischof von Backa, Irinej, in einem Interview klar:

 
„In der Tat meint die Kirche das, was die Mehrheit ihrer Gläubigen meint. Das bedeutet, dass die Kirche, wie auch unsere Regierung, wie auch unser Volk im Allgemeinen, meint, dass das eine illegale und illegitime Aktion ist. Wir sind nicht gegen ein Zusammenleben und gegen die Rechte der Albaner oder jeder anderen Nation im Kosovo. Aber wir betrachten den Kosovo auch heute als einen Teil Serbiens und das bleibt auch in der Zukunft unsere Position.“

 
Bischof Irinej ist zurzeit in Österreich, wo er gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz, dem Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, und dem österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer die Ausstellung „Serbien – Kulturelle Brücke zwischen Ost und West“ eröffnet. Im September wird dann das neue Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche Österreich besuchen, der genau wie der Bischof heißt; es handelt sich um den Patriarchen Irinej. Der Besuch sei Zeichen der Verbundenheit zwischen Serbien und Österreich, die einst zum selben Staat gehörten, so der Bischof zum bevorstehenden Besuch:

 
„Es ist ein Besuch eines Patriarchen in einem Lande, wo wir 150 Jahre der ältesten Kirchengemeinde feiern, und wo es heute ungefähr 200.000 Gläubige gibt – das ist nach Deutschland unsere größte Diaspora. Sie ist gut organisiert und findet Unterstützung bei den Kirchen Österreichs, vor allem der katholischen, aber auch den anderen. Ein solcher Besuch kann natürlich nicht nur ein Besuch unserer Glaubensgeschwister sein, sondern muss gleichzeitig auch ein Besuch der Schwesterkirchen, des Landes und seines Volkes selbst sein. Wenn irgendeine dieser Dimensionen fehlt, fehlt auch etwas im Charakter dieses Besuches.“

 
Auch wenn es auf politischer Ebene keine Annäherung zwischen serbisch-orthodoxer Kirche und dem Kosovo gibt, sind doch die Ökumene und der Dialog der Religionen lebendig, berichtet Bischof Irinej. Gerade wurde in Serbien ein interreligiöser Rat gebildet, in dem Vertreter aller Konfessionen gemeinsam brennende Fragen besprechen. Themen sind dort zum Beispiel der Religionsunterricht in Schulen, Bioethik oder die Rückgabe von Kirchengütern.

 
„Manchmal hat man in Westeuropa den Eindruck, dass, wenn es keine von außen eingegebene Vermittlung gibt, die Kirchen des Gebietes einander einfach nicht treffen können oder wollen. Es ist aber nicht so, es gibt dieses Gefühl des Mitlebens und eine Mitverantwortung zwischen den Christen. Es gibt auch eine kleine muslimische und eine kleine jüdische Gemeinde. Es ist tatsächlich so, dass der interreligiöse und interkonfessionelle Dialog bei uns gar nicht unterbrochen wurde.“

 
(kap 02.07.2010 tb)
 







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