2008 erklärte der
Kosovo seine Unabhängigkeit von Serbien. Seitdem haben 69 UNO-Mitgliedsstaaten die
Republik anerkannt, unter ihnen auch Deutschland und Österreich. Serbien hingegen
betrachtet den Kosovo weiterhin als eine autonome Provinz. Zu Beginn dieses Jahres
schien es Bewegung in der Frage des völkerrechtlichen Status des Kosovo zu geben:
Auf Seiten der serbisch-orthodoxen Kirche war die Rede von einer „neuen Offenheit“
und einer „flexibleren Haltung“. Diese Begriffe bezögen sich jedoch allein auf den
Dialog zwischen den Religionen im Kosovo und nicht auf den politischen Status, stellte
jetzt der serbisch-orthodoxe Bischof von Backa, Irinej, in einem Interview klar:
„In
der Tat meint die Kirche das, was die Mehrheit ihrer Gläubigen meint. Das bedeutet,
dass die Kirche, wie auch unsere Regierung, wie auch unser Volk im Allgemeinen, meint,
dass das eine illegale und illegitime Aktion ist. Wir sind nicht gegen ein Zusammenleben
und gegen die Rechte der Albaner oder jeder anderen Nation im Kosovo. Aber wir betrachten
den Kosovo auch heute als einen Teil Serbiens und das bleibt auch in der Zukunft unsere
Position.“
Bischof Irinej ist zurzeit in Österreich,
wo er gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz, dem Wiener
Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, und dem österreichischen Bundespräsidenten
Heinz Fischer die Ausstellung „Serbien – Kulturelle Brücke zwischen Ost und West“
eröffnet. Im September wird dann das neue Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche
Österreich besuchen, der genau wie der Bischof heißt; es handelt sich um den Patriarchen
Irinej. Der Besuch sei Zeichen der Verbundenheit zwischen Serbien und Österreich,
die einst zum selben Staat gehörten, so der Bischof zum bevorstehenden Besuch:
„Es
ist ein Besuch eines Patriarchen in einem Lande, wo wir 150 Jahre der ältesten Kirchengemeinde
feiern, und wo es heute ungefähr 200.000 Gläubige gibt – das ist nach Deutschland
unsere größte Diaspora. Sie ist gut organisiert und findet Unterstützung bei den Kirchen
Österreichs, vor allem der katholischen, aber auch den anderen. Ein solcher Besuch
kann natürlich nicht nur ein Besuch unserer Glaubensgeschwister sein, sondern muss
gleichzeitig auch ein Besuch der Schwesterkirchen, des Landes und seines Volkes selbst
sein. Wenn irgendeine dieser Dimensionen fehlt, fehlt auch etwas im Charakter dieses
Besuches.“
Auch wenn es auf politischer Ebene keine
Annäherung zwischen serbisch-orthodoxer Kirche und dem Kosovo gibt, sind doch die
Ökumene und der Dialog der Religionen lebendig, berichtet Bischof Irinej. Gerade wurde
in Serbien ein interreligiöser Rat gebildet, in dem Vertreter aller Konfessionen gemeinsam
brennende Fragen besprechen. Themen sind dort zum Beispiel der Religionsunterricht
in Schulen, Bioethik oder die Rückgabe von Kirchengütern.
„Manchmal
hat man in Westeuropa den Eindruck, dass, wenn es keine von außen eingegebene Vermittlung
gibt, die Kirchen des Gebietes einander einfach nicht treffen können oder wollen.
Es ist aber nicht so, es gibt dieses Gefühl des Mitlebens und eine Mitverantwortung
zwischen den Christen. Es gibt auch eine kleine muslimische und eine kleine jüdische
Gemeinde. Es ist tatsächlich so, dass der interreligiöse und interkonfessionelle Dialog
bei uns gar nicht unterbrochen wurde.“