Belgien: „Das Vertrauen der Opfer nicht nochmals enttäuschen“
Die Bischöfe hoffen darauf, dass es bald eine neue unabhängige Kommission zu kirchlichen
Missbrauchsfällen geben wird. Das schreibt der zuständige Bischof Guy Harpigny von
Tournai in einer Erklärung vom Donnerstag. Er bedaure den Rücktritt der bisherigen
Kommission, der als Reaktion auf eine Razzia durch die Staatsanwaltschaft erfolgt
war. Bei einer neuen Kommission müsse von vornherein garantiert werden, dass das Vertrauen
der Opfer nicht abermals missbraucht wird. Zum Rücktritt der Kommission schreibt Harpigny
wörtlich: „Das macht mich traurig, aber ich verstehe diese Entscheidung und respektiere
sie.“ Die bisherige Kommission sah sich zur Weiterarbeit außerstande, nachdem die
Justiz den größten Teil ihrer Unterlagen beschlagnahmt hatte. Außerdem sei der den
Opfern zugesicherte Vertrauensschutz verletzt worden. Diese hätten zum Teil bewusst
die Justiz nicht eingeschaltet wissen wollen. Der Bischof erklärte, sollte die Justiz
die beschlagnahmten Akten zurückerstatten, werde die Kirche verlangen, dass die Dokumente
versiegelt übergeben würden. Damit solle die Vertraulichkeit der Dossiers gewahrt
bleiben. - Bei Durchsuchungen am Sitz des Erzbistums Mechelen-Brüssel, in der Kathedrale
von Mechelen sowie bei der Kommission hatte die Brüsseler Staatsanwaltschaft in der
vergangenen Woche zahlreiche Akten und Rechner konfisziert. Den versammelten Bischöfen
und Kirchenvertretern wurden die Handys abgenommen. Zudem wurden auf der Suche nach
belastendem Material auch die Gräber verstorbener Erzbischöfe in der Kathedrale aufgebrochen.
Der Vatikan protestierte gegen das Vorgehen der Ermittler. Derweil ist bei der Brüsseler
Staatsanwaltschaft als Reaktion auf die Razzia ein anonymer Drohbrief eingegangen.