2010-07-01 11:26:35

Israel: Pilgeransturm und Kriegsangst


RealAudioMP3 In Zeiten der Intifada war der Pilgerstrom ins Heilige Land immer dünner geworden – jetzt hat sich der Trend offenbar umgedreht, vielleicht auch durch die Papstreise im Mai letzten Jahres. Markus Bugnyar rechnet für den Herbst mit einem Besucherrekord, und er muss es wissen: Bugnyar ist Rektor des Österreichischen Hospizes in der Jerusalemer Altstadt.


„Wir erwarten für den heurigen Oktober einen absoluten Höhepunkt der Entwicklung: Der Oktober 2010 wird zahlenmäßig den Spitzenwert an Besuchern innerhalb der letzten zehn Jahre bringen... wenn sich nichts anderes dazwischen tun sollte.“


Wenn nichts dazwischenkommt – das ist genau der Punkt. Denn die immer noch konfliktgeladene politische Lage bedeutet da einen großen Unsicherheitsfaktor. Diesmal geht es nicht um den Palästina-Konflikt; der seit mehr als sechs Jahren in Jerusalem amtierende Rektor beobachtet vielmehr Anzeichen, dass die israelische Öffentlichkeit auf eine kriegerische Auseinandersetzung mit dem Iran wegen dessen Atomprogramm vorbereitet wird. Dies könnte zu einer Stornierungswelle führen, befürchtet er.


Das Österreichische Hospiz ist eine Stiftung der katholischen Kirche in Österreich mit dem jeweiligen Wiener Erzbischof - aktuell Kardinal Christoph Schönborn - als Protektor. Nach Jahren der Fremdnutzung wurde es 1985 von Israel wieder seinem österreichischen kirchlichen Eigentümer zurückgegeben. 1988 wurde das Hospiz vollständig renoviert als Pilgerhaus offiziell wiedereröffnet.


Derweil macht die „Kinderhilfe Betlehem“ auch auf das anhaltende Leiden der Palästinenser aufmerksam. Michael Schweiger ist gerade als Präsident des Verbandes wiedergewählt worden; in sechs Jahren Amtszeit hat er eine „schleichende Veränderung und Verschlechterung der Lebenssituation in Bethlehem und in der gesamten West Bank“ erlebt.

„Der äußere Anlass dafür war die Sperrmauer, die ja vor einigen Jahren aufgebaut worden ist - acht Meter hoch. Ich merke, diese Mauer hat das Leben, die Lebensqualität noch einmal verschlechtert, so dass die Menschen ja, obwohl sie physisch Luft zum Atmen haben, dennoch einfach oft der Verzweiflung nahe sind und man manchmal den Eindruck hat, die Luft zum Atmen geht ihnen mehr und mehr aus.“


Umso wichtiger ist nach Schweigers Eindruck die Hilfe für die Palästinenser von draußen. „Wir sind da“ – das nennt er die „Hauptbotschaft“.


„Ich glaube, der wichtigste Erfolg ist, dass wir über 60 Jahre jetzt vor Ort sind. Das Caritas Baby Hospital gibt es seit fast 60 Jahren. Wir kümmern uns pro Jahr um mehr als 30.000 Babys und kleine Kinder, für die wir das wichtigste Anlaufzentrum sind, wenn es um ihre Gesundheit geht. Und ich glaube, dass wir da wirklich erfolgreich sind, dass Babys, dass kleine Kinder Hilfe bekommen, die sie dringend brauchen, dass sie Medikamente ... bekommen, die sie dringend brauchen und dass sie wissen, das Caritas Baby Hospital ist für sie gleichsam eine kleine Oase in dieser absolut schwierigen Welt.“


(kap/kirche in not 01.07.2010 sk)








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