Benedikt XVI: Glaube ist vernünftig, Vernunft braucht den Glauben
In seiner losen Folge
von Katechesen zu großen Theologen der Geschichte kam Papst Benedikt XVI. an diesem
Mittwoch zu einem Höhepunkt christlicher Theologie: die Summa Theologiae des Thomas
von Aquin, in der der Heilige eine Zusammenschau der gesamten Theologie seiner Zeit
bieten will.
„Sie ist aufgebaut in der Methode der quaestio: Fragen - Einwände
- Antwort - Lösung der Probleme. Es handelt sich um wirkliche Fragen, sie sich stellen,
die durchgeknetet werden. Das denkerische Durchdringen der christlichen Offenbarung,
der Einblick in den Zusammenhang von Vernunft und Glaube und das konkrete Handeln
der Gläubigen aus dieser Erkenntnis gehören zusammen. Es geht nicht um irgendeine
Theorie über Gott oder den Menschen, sondern es geht darum, den Menschen von Gott
her zu erkennen und damit zugleich eine praktische Wirklichkeit zu finden. Es geht
um die Frage, was glauben wir? Was beten wir? Wie leben wir als Christen?"
Besonderes
Augenmerk richtete Benedikt dabei auf eines seiner eigenen großen Themen, das Zusammengehen
von Glaube und Vernunft:
„Immer wieder hebt Thomas den Wert des Glaubens
hervor: Die menschliche Vernunft reicht nicht aus, um die sichtbare und unsichtbare
Welt in ihrem Zusammenhang zu erkennen. Es ist vernünftig, Gott Glauben zu schenken,
der sich den Aposteln als der Grund und die Fülle des Lebens offenbart hat. Thomas
verdeutlicht dies mit einem einfachen Vergleich: Wenn der Bruder eines Königs in der
Ferne wäre, würde er sich danach sehnen, bei ihm zu sein. Für uns ist Christus der
Bruder. Wir müssen also seine Nähe wünschen, danach streben, ein Herz und eine Seele
mit ihm zu werden“. (rv 23.6.2010 ord)