2010-06-22 14:25:31

D: Gebet für Nationalelf geht zu weit


RealAudioMP3 Nicht nur heftige Debatten in Frankreich - die Fußballweltmeisterschaft sorgt rund um den Globus für Schlagzeilen, seien es negative oder positive. Der Tübinger Theologe und Sozialethiker Dietmar Mieth hat sich mit dem Phänomen Fußball und seinen Strukturen beschäftigt. Er vermisst vor allem das faire Spiel:

„Es ist außerordentlich schwierig, ehrlich zu sein, wenn es um den Erfolg geht - das kennen wir aus der Wirtschaft, aus dem Handel, das ist natürlich das Gleiche in einer so signifikanten Arena wie dem Fußballspiel, wo es um sehr, sehr viel geht: sehr viel Prestige, sehr viel Geld, sehr viel Projektion... Das führt eben dazu, dass ein unheimlicher Druck auf den Spielern lastet, ehrlich zu sein.“

Die WM habe seine Heimat Südafrika vereint - das hat jetzt erst Erzbischof Desmond Tutu gesagt. Trotz aller Kritik sieht auch Mieth die integrierende Stärke der Spiele:

„Ich bin selber Fußballfan und ich denke, es gibt durchaus moralische Gründe, Fußball als verbindend zu schätzen. Das ist einmal die Inklusion von Migrationshintergrund auch in unseren Ländern. Es ist sehr positiv, wenn die Projektionsfläche sozusagen auf dem ruht, der eine andere Hautfarbe hat. Ich glaube auch in der Tat (das haben wir ja auch bei der WM 2006 in Deutschland gesehen), dass hier gewisse integrierende Kräfte wirken, die bestimmte Spannungen überwölben können. Es sollte dann aber auch Wirkungen erzeugen... Wo überhaupt das Problem ist, dass der Fußball einen Eventcharakter bekommen hat, der von den Medien beherrscht wird: Diesen Eventcharakter, den muss man immer wieder kontrollieren auf die eigentliche Substanz des Spieles.“

Mieth wünscht der deutschen Nationalelf alles Gute für das Spiel am Mittwochabend, aber für einen Gewinn zu beten, das geht ihm dann doch zu weit.

„Also, ich würde nicht für die Nationalmannschaft beten, weil ich das für ein säkulares Ereignis halte. Ich würde der Nationalmannschaft alles Gute wünschen, aber ich denke, man sollte nicht Gott in das Fußballspiel hineinziehen.“

(domradio 22.06.2010 kk)








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