Nicht nur heftige
Debatten in Frankreich - die Fußballweltmeisterschaft sorgt rund um den Globus für
Schlagzeilen, seien es negative oder positive. Der Tübinger Theologe und Sozialethiker
Dietmar Mieth hat sich mit dem Phänomen Fußball und seinen Strukturen beschäftigt.
Er vermisst vor allem das faire Spiel:
„Es ist außerordentlich schwierig,
ehrlich zu sein, wenn es um den Erfolg geht - das kennen wir aus der Wirtschaft, aus
dem Handel, das ist natürlich das Gleiche in einer so signifikanten Arena wie dem
Fußballspiel, wo es um sehr, sehr viel geht: sehr viel Prestige, sehr viel Geld, sehr
viel Projektion... Das führt eben dazu, dass ein unheimlicher Druck auf den Spielern
lastet, ehrlich zu sein.“
Die WM habe seine Heimat Südafrika vereint -
das hat jetzt erst Erzbischof Desmond Tutu gesagt. Trotz aller Kritik sieht auch Mieth
die integrierende Stärke der Spiele:
„Ich bin selber Fußballfan und ich
denke, es gibt durchaus moralische Gründe, Fußball als verbindend zu schätzen. Das
ist einmal die Inklusion von Migrationshintergrund auch in unseren Ländern. Es ist
sehr positiv, wenn die Projektionsfläche sozusagen auf dem ruht, der eine andere Hautfarbe
hat. Ich glaube auch in der Tat (das haben wir ja auch bei der WM 2006 in Deutschland
gesehen), dass hier gewisse integrierende Kräfte wirken, die bestimmte Spannungen
überwölben können. Es sollte dann aber auch Wirkungen erzeugen... Wo überhaupt das
Problem ist, dass der Fußball einen Eventcharakter bekommen hat, der von den Medien
beherrscht wird: Diesen Eventcharakter, den muss man immer wieder kontrollieren auf
die eigentliche Substanz des Spieles.“
Mieth wünscht der deutschen Nationalelf
alles Gute für das Spiel am Mittwochabend, aber für einen Gewinn zu beten, das geht
ihm dann doch zu weit.
„Also, ich würde nicht für die Nationalmannschaft
beten, weil ich das für ein säkulares Ereignis halte. Ich würde der Nationalmannschaft
alles Gute wünschen, aber ich denke, man sollte nicht Gott in das Fußballspiel hineinziehen.“