2010-06-21 15:01:59

Pater Samir: Christen für Frieden in Nahost unerlässlich“


Die Blockade des Gazastreifens ist gelockert, endlich können Hilfsgüter in das humanitäre Katastrophengebiet gebracht werden. Der Nahostkonflikt schwelt jedoch weiter – zu tief sind die Wunden der Vergangenheit auf beiden Seiten, zu stark das Gefühl, sich vor der anderen Seite schützen zu müssen. Die Christen im Nahen Osten – sie geraten in die Mühlen des Konfliktes und fliehen aus der Region. Dabei sind gerade sie für Frieden und Versöhnung unerlässlich, und zwar deshalb, weil sie das Prinzip der Vergebung leben. Daran erinnert der libanesische Jesuitenpater Samir Khalil Samir im Interview mit Radio Vatikan:

 

„Der Moslem von heute hat das israelisch-palästinensische Problem islamisiert und ebenso die Juden. Die einen sagen: Dieses Land gehört mir, denn es ist Teil der islamischen Ummah, also Gemeinschaft. Israel beansprucht das gleiche; auch wenn sie nicht direkt von Gott sprechen, meinen sie indirekt: Dieses Land ist unseres, denn Gott hat es uns gegeben. Es ist sehr schwer – aber nicht unmöglich – für einen Moslem und einen Juden, nicht in solchen Begriffen zu denken. Für den Frieden müssen aber Ungerechtigkeiten akzeptiert und es muss vergeben werden – im Bewusstsein, dass man selbst auch Ungerechtigkeiten begangen hat. Und meine Erfahrung sagt mir, dass in diesem letzten Punkt nur der Christ den Frieden als überragendes Gut stärken kann: Kein Frieden ohne Gerechtigkeit, keine Gerechtigkeit ohne Dialog und ohne Zugeständnisse.“ 

Dass Frieden mehr zählt als ein Stück Land – das ist auch eine Botschaft der Nahostsynode, die im Oktober im Vatikan stattfinden soll. Im Arbeitsdokument zu diesem so wichtigen Treffen wird auf die Gefahren eines gewaltbereiten politischen Islam verwiesen. Dieser sei vor allem schlecht für die Muslime selbst, so Pater Samir:

 

„Die Übergriffe in Irak, in Palästina, Pakistan oder Afghanistan richten sich nicht in erster Linie gegen Christen, sondern gegen die ganze Bevölkerung, die in diesen Ländern mehrheitlich muslimisch ist. Unser Hauptkritikpunkt ist: Diese Art von politischem Islam ist nicht kompatibel mit einem modernen Bürgerverständnis. Deswegen wenden wir uns so vehement gegen den politischen Islam, denn er beraubt uns der Freiheit, der Demokratie und fördert Theokratie und Autokratie.“ 

 

Pater Samir setzt auf das pazifistische Potential des Religionsdialogs:

 

„Denn es muss immer um den Dialog gehen. Die Vision der Synode und des Christentums überhaupt ist es, gemeinsam eine Stadt für die Menschen zu bauen: Für Muslime, die in der Mehrheit sind, für Christen, für Juden, für Atheisten… Wir verteidigen die menschliche Freiheit und den Menschen selbst. Wir wollen eine immer demokratischere Gesellschaft. Wenn nun im Namen Gottes politische Ziele verfolgt werden, die dem widersprechen, müssen wir zwangsläufig dagegen kämpfen.“ 

 

(rv 21.06.2010 pr) 








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