Das Drama in Kirgistan bekommt allmählich Konturen: Bei den Unruhen könnten möglicherweise
bis zu 2.000 Menschen ums Leben gekommen sein. Diese Zahl nannte jetzt Übergangspräsidentin
Rosa Otunbajewa. Das wären zehnmal so viele Todesopfer wie bislang angenommen. Die
Kirche vor Ort ist entsetzt.
Die Verantwortlichen der katholischen und der
evangelischen Kirche sind besorgt über die Gewalteskalation - und gleichzeitig verärgert.
„Der Konflikt ist gezielt geschürt worden“, urteilt der evangelische Bischof Alfred
Eichholz. Der gestürzte Präsident Kurmanbek Bakijew habe das Seine getan, im Land
Unruhe zu stiften. Der Protestant Eichholz lebt in der Stadt Osch in Südkirgistan.
Was Hilfe aus Russland angeht, ist er sehr skeptisch. Er sagt: „Ob die russische Regierung
tatsächlich schlichtend in den Konflikt eingreifen kann, ist fraglich.“ Der Konflikt
in der Region führe bereits zu einem Versorgungsengpass - und was noch schlimmer sei:
Kaum jemand traue sich zur Zeit auf die Straße, um Tote zu bergen. Alkoholisierte
Randalierer zögen durch die Straßen. Kirchen seien zurzeit Zufluchtsstellen, berichtet
sein katholischer Kollege, Bischof Nikolaj Messmer. Die Menschen hätten Angst vor
weiteren Übergriffen. Die Vereinten Nationen haben die Weltgemeinschaft zur Solidarität
aufgerufen. UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon bat um Nothilfen in Höhe von 71 Millionen
US-Dollar. Das Geld solle unter anderem den nach UNO-Angaben etwa 400.000 Flüchtlingen
in der Region zuguten.