2010-06-17 10:39:36

Großbritannien: Das Ende des „Bloody Sunday“


RealAudioMP3 Eines der dunkelsten Kapitel der britisch-irischen Geschichte wurde an diesem Mittwoch vorläufig beendet: der Bloody Sunday. Es war der 30. Januar 1972 in Derry, britisch: Londonderry. Britische Fallschirmjäger eröffneten das Feuer auf Demonstranten, die auf die unrechtmäßige Inhaftierung von Nordiren durch die britische Polizei und Armee aufmerksam machen wollten. Als Bloody Sunday ist dieser Tag in die Geschichte eingegangen. 13 Menschen starben durch die Schüsse, weitere 13 wurden schwer verletzt. Ein britischer Regierungsbericht wirft nun Licht auf das, was damals geschah.
Zuerst wurden an diesem Mittwoch die Familien der Opfer in der Guildhall von Derry über den Abschlussbericht der britischen Regierung informiert. Sie gaben die „gute Nachricht“ an die draußen Wartenden weiter, wurden durch Applaus begrüßt.
Als nächstes trat Premierminister David Cameron in London vor die Kameras und Mikros, um den Abschlussbericht offiziell vorzustellen. Und er beschönigte nichts: Die Truppen seien damals Befehlen gefolgt, die niemals hätten gegeben werden dürfen:

 
„Einige Soldaten haben sich falsch verhalten. Die Regierung ist letztverantwortlich für das Verhalten der Soldaten, und deswegen spreche ich für die Regierung und für das ganze Land mein tiefes Bedauern aus.“

Camerons Vorgänger Tony Blair hatte 1998 die Untersuchungskommission eingerichtet. Er war es auch, der mit dem Good-Friday-Agreement zwischen den einzelnen konfessionell geprägten Parteien in Nordirland den oftmals blutigen Auseinandersetzungen ein Ende bereitete. Aber erst Jahre später legte die Kommission ihren Bericht vor. Er ist sehr klar in seinen Urteilen.

 
„Er befindet, dass der erste Schuss beim Protestmarsch von der britischen Armee abgegeben wurde, er befindet auch, dass keines der Opfer der Soldaten eine Schusswaffe trug.“

Angehörige der Opfer zeigten sich zufrieden mit den Ergebnissen. Tony Doherty, Sohn eines Opfers:

 
„Ungerechtfertigt und unverantwortlich. Auf diese Worte haben wir seit dem 30. Januar 1970 gewartet. Den Opfern des Bloody Sunday ist nun Gerechtigkeit widerfahren, und das Fallschirmjäger-Regiment trägt die Schuld.“

 
Die Schüsse waren nicht nur falsch, sie führten zu einer Eskalation des Konfliktes, die bis dato nicht vorgekommen war. Der massive Eingriff und die traumatischen Erlebnisse für die katholische Mehrheit Nordirlands führten zu einer Massenrekrutierung für die IRA, die Terrororganisation gegen die britische Herrschaft.
Mitten drin in den Protesten im Januar 1972 war damals Pater Edward Daly, der ein Jahr später zum Bischof von Derry ernannt wurde. Er musste mit ansehen, wie neben ihm ein junger Mann erschossen wurde. Mittlerweile ist er im Ruhestand, aber diese Erlebnisse haben sein Leben geprägt. Ganz besonders betont er im Gespräch mit Radio Vatikan, wie wichtig es ist, dass jedes einzelne Opfer von Verdächtigungen freigesprochen wurde und jegliche Verantwortung der Armee zugeschrieben wurde.
 
„Nach 38 langen Jahren fühle ich jetzt eine große Last von meinen Schultern genommen - vor allem, dass Jacky Duddy, der Junge, bei dessen Tod ich Zeuge war, für völlig unschuldig befunden wurde. Für mich sind die Erinnerungen immer noch sehr klar. Es war der schlimmste Tag meines Lebens. Ich werde ihn nie vergessen. Aber nun können wir das endlich hinter uns und hoffentlich endlich Ruhe einkehren lassen. Wir können diese Ereignisse der Geschichte überlassen.“

 
(rv 17.6.2010 ord)
 







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