Russland: Bischof Werth ortet Fortschritte in der Ökumene
Das Verhältnis zwischen
der katholischen und orthodoxen Kirche in Russland hat sich in der letzten Zeit verbessert.
Das meint der Bischof von Novosibirsk, Joseph Werth, im Gespräch mit uns. Wir erreichten
den Bischof in Sotschi am Schwarzen Meer; dort findet an diesem Mittwoch eine Sitzung
der katholischen Bischofskonferenz des Landes statt. Die Themen: Neuausrichtung der
Mission und natürlich das Verhältnis zur russisch-orthodoxen Kirche, mit der sich
die katholischen Bischöfe erst seit ein Paar Jahren regelmäßig treffen. Bischof Werth:
„In
der letzten Zeit ist das Verhältnis besser als vor zehn Jahren oder länger. Zum Beispiel
hat uns heute der Generalsekretär der Bischofskonferenz gesagt, dass das Treffen der
orthodoxen und katholischen Seite früher als „Besprechung von Problemen“ bezeichnet
wurde. Das hat sich verändert. Die orthodoxe Seite hat selbst zuletzt vorgeschlagen,
diese Treffen als „Gruppe der Zusammenarbeit“ zu sehen zwischen Katholiken und Orthodoxen.
Das ist ein schönes Zeichen.“
Erst seit kurzem bestehen zwischen
dem Vatikan und dem russischen Staat volle diplomatische Beziehungen. Die Einrichtung
der Moskauer Botschaft des Heiligen Stuhles im Dezember 2009 sieht der Bischof als
Zeichen dafür, dass es im Verhältnis zum russischen Staat klar aufwärts geht.
„Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat war in den letzten Jahren niemals
schlecht, besonders, wenn man in der Sowjetunion geboren wurde und weiß, wie das noch
vor 25 Jahren war. Aber man kann gewiss alles vervollkommnen...“
Fortschritte
für die katholische Kirche lassen sich für Werth auch bei der Rückgabe von Kircheneigentum
und der teilweisen Einführung des Religionsunterrichtes an Schulen ablesen. Probleme
gebe es jedoch immer noch, so der Bischof, bei den Visa für ausländische Priester.
Diese müssen das Land nach drei Monaten Aufenthalt schon wieder verlassen. Für die
Missionsarbeit wünscht sich Bischof Werth:
„Mir liegt sehr am Herzen,
dass wir alle unsere Leute erreichen, die wir noch nicht erreicht haben. Es gibt ja
sehr viele Menschen im Land, die katholische Wurzeln haben. Sie sind meistens deutscher,
polnischer, ukrainischer Herkunft. Wir sind schon seit 19 Jahren auf der Suche nach
solchen Menschen. Jedes Mal, wenn man so eine Gruppe gefunden hat, ist das eine große
Freude. Vor allem, wenn es alte Menschen sind, die Jahrzehnte lang keinen Priester
gesehen haben oder die Sakramente nicht empfangen konnten."
Heute
wolle man vor allem auch mehr junge Menschen für aktive Kirchenarbeit gewinnen, so
der Bischof. Er nennt als Beispiel katholische Sommerfreizeiten.
„Wir
haben ein Projekt, wohl das allerbeste in allen vier Diözesen Russlands. Es heißt:
Ferien mit Gott. Diese Sommerfreizeiten gibt es seit mehr als zehn Jahren. Durch das
Programm können die Kinder Freude am Glauben haben. Das wollen wir trotz finanzieller
Schwieirgkeiten weiterführen. Wir versuchen oft armen Familien zu helfen, dass sie
ihre Kinder trotz wenig Geld mitschicken können.“