2010-06-16 10:43:10

Jesuit Körner: „Dialog ist kein Missionsersatz“


Den eigenen Glauben im Dialog mit Muslimen nicht zu relativieren - dazu ruft der Jesuit Pater Felix Körner Menschen christlichen Glaubens auf. In einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Dienstag) zeichnet der Islamkenner Stationen des katholischen Verhältnisses zum Islam nach und benennt klare Grenzlinien zwischen den beiden Religionen. Hier eine Zusammenfassung des Beitrags von Pater Felix Körner.

Klare Trennlinie
Der Glaube an die Göttlichkeit Jesus Christi, die der Islam bestreitet, bilde eine klare Trennlinie zwischen beiden Religionen: „Der Koran widerspricht ... dem Zeugnis des alten Testamentes, da er Jesus nicht als die Eröffnung der Gemeinschaft mit Gott gelten lässt." Der Wahrheitsanspruch des Islams widerspreche damit rundheraus dem Christentum, so Körner, der Mitglied der Jesuitenkommunität in Ankara ist. Körner wendet sich weiter dagegen, den islamischen Religionsstifter Mohammed als Propheten anzuerkennen. „Propheten bereiten auf die Begegnung mit Christus vor. Eine derartige Vorbereitung geschah nun aber weder durch die von Mohammed überbrachte Schrift noch durch seine Lebensführung.“ Mohammed sei ein einflussreicher Mann „mit einer für göttliche gehaltenen Botschaft“ gewesen, der Menschen zu Monotheismus und geordneteren Lebensstrukturen geführt habe. Das Spezifische des christlichen Glaubensbekenntnisses liege gerade im gottesdienstlichen Nachvollzug des Lebens Jesu durch „Sakramente der Erlösung“, so Körner: „Christlich ist das Bekenntnis nicht dann, wenn es die Existenz Gottes benennt, sondern wenn es die Geschichte Gottes bekennt.“
 
„Dialog ist kein Missionsersatz“
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965), so der Wissenschaftler, habe zwar die Hochachtung vor dem Islam betont, jedoch keineswegs andere Religionen als Erlösungswege anerkannt. Manche Kommentatoren läsen Dinge in die Konzilstexte hinein, „die darin nicht standen“. „Respekt heißt nicht Relativismus. Den Wert des anderen betonen heißt nicht, Gleichwertigkeit aller Lebensentwürfe zu behaupten.“ Dementsprechend könne Dialog auch kein Missionsersatz sein, meint Körner. Er sei vielmehr deren Rahmenbedingung: „Die Kirche hofft, dass Nichtchristen die Wahrheit des Christentums erkennen. Aber sie kann das nur hoffen, nicht mit List oder Druck bewirken. Dialogisch handelt, wer Freiheit ermöglicht. In dieser Freiheit ist Bekehrung als Einsicht möglich.“ Hinter jeder religiösen Lebensform stehe das „Bedürfnis nach Ganzheit“, so der Jesuit weiter. Die Konzilsväter hätten formuliert, dass Nichtchristen auf die Kirche hingeordnet seien.
 
Das katholische Verhältnis zum Islam
Das katholische Verhältnis zum Islam hat sich nach Körners Worten von einer Phase des Wohlwollens unter Papst Johannes Paul II. hin zu einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung unter seinem Nachfolger Benedikt XVI. entwickelt: „Mit Respekt vor dem Islam als Ausdruck nichtchristlicher Frömmigkeit äußerten sich Bischöfe und Theologen in der Geschichte der Kirche nur dann, wenn sie unmittelbar zu Muslimen sprachen. Jetzt aber findet eine anerkennende innerkirchliche Reflexion über Andersgläubige statt“, so der Jesuit wörtlich. Benedikt XVI. habe nach seiner umstrittenen „Regensburger Rede“ eigens ein Katholisch-Muslimisches Forum ins Leben rief, erinnert Körner. In der Rede vom September 2006 hatte der Papst die Frage nach einer Nähe von Glaube und Gewalt im Islam aufgeworfen. Nach heftigen Protesten in der islamischen Welt bedauerte das Kirchenoberhaupt Missverständnisse um seine Rede.

(rv /kna 16.06.2010 pr)








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