Den eigenen Glauben im Dialog mit Muslimen nicht zu relativieren - dazu ruft der Jesuit
Pater Felix Körner Menschen christlichen Glaubens auf. In einem Beitrag für die „Frankfurter
Allgemeine Zeitung“ (Dienstag) zeichnet der Islamkenner Stationen des katholischen
Verhältnisses zum Islam nach und benennt klare Grenzlinien zwischen den beiden Religionen.
Hier eine Zusammenfassung des Beitrags von Pater Felix Körner.
Klare Trennlinie Der
Glaube an die Göttlichkeit Jesus Christi, die der Islam bestreitet, bilde eine klare
Trennlinie zwischen beiden Religionen: „Der Koran widerspricht ... dem Zeugnis des
alten Testamentes, da er Jesus nicht als die Eröffnung der Gemeinschaft mit Gott gelten
lässt." Der Wahrheitsanspruch des Islams widerspreche damit rundheraus dem Christentum,
so Körner, der Mitglied der Jesuitenkommunität in Ankara ist. Körner wendet sich weiter
dagegen, den islamischen Religionsstifter Mohammed als Propheten anzuerkennen. „Propheten
bereiten auf die Begegnung mit Christus vor. Eine derartige Vorbereitung geschah nun
aber weder durch die von Mohammed überbrachte Schrift noch durch seine Lebensführung.“
Mohammed sei ein einflussreicher Mann „mit einer für göttliche gehaltenen Botschaft“
gewesen, der Menschen zu Monotheismus und geordneteren Lebensstrukturen geführt habe.
Das Spezifische des christlichen Glaubensbekenntnisses liege gerade im gottesdienstlichen
Nachvollzug des Lebens Jesu durch „Sakramente der Erlösung“, so Körner: „Christlich
ist das Bekenntnis nicht dann, wenn es die Existenz Gottes benennt, sondern wenn es
die Geschichte Gottes bekennt.“ „Dialog ist kein Missionsersatz“ Das
Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965), so der Wissenschaftler, habe zwar die Hochachtung
vor dem Islam betont, jedoch keineswegs andere Religionen als Erlösungswege anerkannt.
Manche Kommentatoren läsen Dinge in die Konzilstexte hinein, „die darin nicht standen“.
„Respekt heißt nicht Relativismus. Den Wert des anderen betonen heißt nicht, Gleichwertigkeit
aller Lebensentwürfe zu behaupten.“ Dementsprechend könne Dialog auch kein Missionsersatz
sein, meint Körner. Er sei vielmehr deren Rahmenbedingung: „Die Kirche hofft, dass
Nichtchristen die Wahrheit des Christentums erkennen. Aber sie kann das nur hoffen,
nicht mit List oder Druck bewirken. Dialogisch handelt, wer Freiheit ermöglicht. In
dieser Freiheit ist Bekehrung als Einsicht möglich.“ Hinter jeder religiösen Lebensform
stehe das „Bedürfnis nach Ganzheit“, so der Jesuit weiter. Die Konzilsväter hätten
formuliert, dass Nichtchristen auf die Kirche hingeordnet seien. Das
katholische Verhältnis zum Islam Das katholische Verhältnis zum Islam hat sich
nach Körners Worten von einer Phase des Wohlwollens unter Papst Johannes Paul II.
hin zu einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung unter seinem Nachfolger Benedikt
XVI. entwickelt: „Mit Respekt vor dem Islam als Ausdruck nichtchristlicher Frömmigkeit
äußerten sich Bischöfe und Theologen in der Geschichte der Kirche nur dann, wenn sie
unmittelbar zu Muslimen sprachen. Jetzt aber findet eine anerkennende innerkirchliche
Reflexion über Andersgläubige statt“, so der Jesuit wörtlich. Benedikt XVI. habe nach
seiner umstrittenen „Regensburger Rede“ eigens ein Katholisch-Muslimisches Forum ins
Leben rief, erinnert Körner. In der Rede vom September 2006 hatte der Papst die Frage
nach einer Nähe von Glaube und Gewalt im Islam aufgeworfen. Nach heftigen Protesten
in der islamischen Welt bedauerte das Kirchenoberhaupt Missverständnisse um seine
Rede.