Es will nicht ruhig
werden um den zurückgetretenen Augsburger Bischof Walter Mixa. Nachdem er am 22. April
Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt angeboten hatte, den der Papst am 8. Mai angenommen
hat, will Mixa nun den Vorgang wieder rückgängig machen. Es war ein Interview in
der Online-Version der Zeitung ‚Die Welt’, in der Bischof emeritus Walter Mixa seine
Sicht der Dinge klarzustellen versucht. Er sei in Wirklichkeit Opfer einer Intrige,
nicht Täter, heißt es in dem Interview. An Prügeleien könne er sich „beim besten Willen“
nicht erinnern, außerdem seien sie üblich und bis 1980 auch rechtens gewesen. Und
dann wiederholt er den Vorwurf, deutsche Bischöfe seien mit falschen Vorwürfen, nämlich
mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs, nach Rom gefahren, um Druck auf ihn aufzubauen
und ihn zum Rücktritt zu zwingen. Dazu erklärt der Diözesanadministrator des Bistums
Augsburg, Weihbischof Josef Grünwald, an diesem Mittwoch: „Der an die Staatsanwaltschaft
gegebene Anfangsverdacht war zum Zeitpunkt der Unterzeichnung der Rücktrittserklärung
durch Bischof em. Dr. Walter Mixa der Diözese Augsburg noch nicht bekannt.“ In
dem Interview erhebt Mixa ebenfalls gegen seinen ehemaligen Generalvikar Karlheinz
Knebel und gegen Weihbischof Anton Losinger den Vorwurf, an einer Intrige gegen ihn
beteiligt gewesen zu sein, indem sie Vorwürfe an die Öffentlichkeit gegeben hätten.
Auch hierzu stellt Diözesanadministrator Grünwald fest: „Die Diözese Augsburg dementiert
ausdrücklich, dass sie den Missbrauchsvorwurf an die Öffentlichkeit gegeben hat.“ Mixa
sieht sich als Opfer, denn er sei Vertreter einer ‚kultiviert-konservativen’ Richtung
im Bistum, die nicht allen gefallen habe. Ferner spekuliert Mixa im Interview, das
Kirchenrecht könne ihm zu Hilfe kommen: Canon 125 sehe vor, dass unter Druck vorgenommene
Handlungen als nicht geschehen gelten könnten. So könne er – über den päpstlichen
Gerichtshof – vielleicht wieder als Bischof zurück nach Augsburg, er würde dies „erwägen
und bedenken“. Er kündigte an, im Juli selbst mit Papst Benedikt XVI. darüber sprechen
zu wollen, schließlich habe er drei Tage nach der Unterschrift den Rücktritt selber
wieder zurückgenommen. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi bestätigt gegenüber
Radio Vatikan, dass der Papst Bischof Mixa in den nächsten Wochen in Audienz empfangen
werde. Es sei aber „nicht anzunehmen, dass die Entscheidung des Papstes noch einmal
geändert werde“, so Lombardi weiter. Die bayrische Bischofskonferenz unter Erzbischof
Reinhard Marx weist die Vorwürfe ebenfalls scharf zurück. Sprecher Bernhard Kellner
fasst die Stellungnahme im Münchner Kirchenradio folgendermaßen zusammen: „Es
ist alles rechtmäßig gelaufen, darüber hinaus gibt es nichts zu sagen. Nicht zuletzt
zum Schutz von Bischof emeritus Mixa sehen wir davon ab, Einzelheiten öffentlich auszubreiten.
Wir wünschen Bischof emeritus Mixa weiterhin gute Genesung, sein Aufenthalt in der
psychiatrischen Klinik war ein wichtiger erster Schritt.“ (rv/die Welt/pm
16.6.2010 ord)