Südafrika: Aids hinterlässt Heerscharen von Waisen
Es sind Zahlen wie
diese, die banales Gestreite um Tore und lautdröhnende Vuvuzela-Tröten vergessen lassen:
In Südafrika sind über fünf Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert - das sind
mehr als zehn Prozent der Bevölkerung. In einigen ländlichen Gebieten ist mehr als
ein Viertel der Menschen HIV-positiv. Südafrika spielt mit in der tragischen Liga
der AIDS-Weltmeister. Die Ordensschwester Silke Mallmann war bis 2008 in Südafrika
und Mosambik und dort in der AIDS-Arbeit im Einsatz. Vor Ort erlebte sie, dass Aids
Heerscharen von Kindern alleine lässt.
„Wir betreuten die Menschen zu Hause,
das war zu der Zeit, bevor es noch antiretrovirale Medikamente gab... und nach und
nach starben unsere Patienten, und was zurückblieb, waren Kinder. Kinder, die keine
Eltern mehr hatten. Kinder, die unterkamen bei Großmüttern, die total überfordert
waren. Kinder, die als Kinderfamilien alleine in den Dörfern lebten. Eine Familie,
wo der Haushaltsvorstand ein 13-14-Jähriger ist, der von der Mutter, nachdem er sie
gepflegt hat, die Aufgabe mitbekam, bitte sorge Dich um Deine Geschwister. Dieser
Jugendliche sitzt jetzt also selbst zu Hause mit drei oder vier kleinen Geschwistern
und hat keinen Erwachsenen, der sich um sie kümmert.“ Es gibt, so die Ordensfrau,
drei Gründe für die Ausbreitung von Aids im südlichen Afrika: Armut, die Tabuisierung
der Krankheit – und die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Südafrika habe die
höchste Vergewaltigungsrate weltweit, ein Großteil der sexuellen Begegnungen geschehe
ohne Zustimmung der Frauen. Diesen Hintergrund müsse man präsent haben, wenn man beurteilen
will, ob Kondome die Aids-Ausbreitung stoppen können. Die Kirche tue viel für die
Förderung der Frauen, aber: „Das würde ich mir noch viel mehr von der Kanzel
runter wünschen. Also, mehr zu hören über die Würde der Frau und die Stellung der
Frau. Ich glaube, das ist der Schritt, der jeder Diskussion über Kondome vorangestellt
sein muss. Von daher ist es für mich als katholische Ordensschwester ganz, ganz wichtig,
dass die Kirche Stellung bezieht auch in Bezug auf die Rolle der Frau und auch darstellt,
dass Sexualität etwas zu tun hat mit der Würde des Menschen und mit den Menschenrechten,
auch mit den Rechten der Frauen.“ (kathpress 15.06.2010 kk)
In unserem
Audio-Angebot hören Sie einen Beitrag von Stefan Kempis mit ausführlichen Äußerungen
von Schwester Silke Mallmann über ihre Arbeit in Südafrika.