2010-06-15 14:35:28

D: Ex-Adveniat-Chef rätselt über Köhlers Rücktritt


RealAudioMP3 Großer Zapfenstreich in Berlin: Horst Köhler wird am Dienstagabend offiziell aus dem Schloss Bellevue verabschiedet. Überraschend hatte der deutsche Bundespräsident Ende Mai seinen Rücktritt erklärt. Essens emeritierter Weihbischof Franz Grave kennt Köhler noch aus seiner Zeit als Adveniat-Chef. Beide verbrachten bei einer Reise nach Lateinamerika viele Flugstunden miteinander.

„Diese Fahrt war eine gute Gelegenheit, um ein wenig genauer seine Gedankenwelt und seine innere Wertewelt kennenzulernen. Ich kann aus dieser Erfahrung sagen: Horst Köhler war einer, der etwas von den Finanzen und der Finanzsanierung verstand. Er war einer, der wusste, das man das nicht nur unter ökonomischen Gesichtspunkten tun kann, sondern das da auch Werte eine Rolle spielen.“

Über einen mangelnden Respekt vor dem Präsidentenamt hatte sich Köhler in seiner Rücktritts-Erklärung beklagt. Doch das war nicht der einzige Grund, vermuten Beobachter, zu denen auch Grave zählt.

„Umso mehr bin ich über seinen plötzlichen Schritt erstaunt, dass er sozusagen im Handumdrehen aus der politischen Verantwortung ausgestiegen ist. Das positive Persönlichkeitsbild und diese Entscheidung passen für mich nicht ganz zusammen, so dass bei mir immer noch die Frage existiert: Was sind denn nun eigentlich die wirklichen Gründe für seine Entscheidung?“

Eine Fahnenflucht, das präzisiert der Gottesmann, wirft er Köhler aber nicht vor:

„Also, das wäre eine Beurteilung, fast schon Verurteilung, der ich mich nicht anschliessen würde... aber solche Gedanken steigen in mir auch auf, dass in schwierigen Zeiten die Führungsverantwortung sich bewähren muss. Da ist das Verlassen des Amtes natürlich alles andere als ein Zeichen von Führungsstärke, sondern da kommt mir in den Sinn, dass einer vom Acker geht, um sich aus der Verantwortung herauszuhalten und sie anderen zu überlassen.“

(domradio 15.05.2010 kk)








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