2010-06-11 14:53:54

Lehren, Heiligen, Leiten – Der Papst zum Ende des Priesterjahres


Lehren, Heiligen, Leiten – Der Papst zum Ende des Priesterjahres 
„Es war der Auferstandene, der die Jünger gerufen hat, zu taufen, Menschen zu lehren und zu Jüngern zu machen, es war der Auferstandene, der ihnen die Vollmacht erteilt hat, Sünden zu vergeben.“ Mit diesen Auftragsworten aus den Evangelien des Matthäus und des Johannes hat Papst Benedikt XVI. seine Katechesen zum Priesterjahr eingeleitet. Den Abschluss des Priesterjahres feierten in der vergangenen Woche über 9.000 Priester aus 91 Ländern in Rom. Ein Höhepunkt war am Freitag eine Messe zum Herz-Jesu-Fest gemeinsam mit Papst Benedikt XVI. unter dem Leitspruch „Erneuerung, Buße, Gemeinschaft“. In den zurückliegenden Katechesen hatte der Papst besonders die drei priesterlichen Aufgaben betont. Mit den Worten Benedikts XVI. folgt eine Rückschau auf die Aufgaben: Lehren, Heiligen, Leiten.


Lehren 
Die erste Aufgabe der Priester ist, so der Papst, das Lehren. Der Priester sollte aber kein Lehrer sein, der sich in den Vordergrund stellt, vielmehr sollte er im Dienste Jesu Christi stehen, der das Wort der Wahrheit selbst ist.

Denn die Grundfrage des Menschen ist ja: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was soll ich tun? Auf diese Grundfragen braucht er Antwort, und die kann man sich nicht selbst ausdenken, sondern die Antwort muss aus der Wahrheit selbst, muss von Gott her kommen. Christus als das Wort Gottes hat sie uns geschenkt und gezeigt. Der Priester verkündet sie, er steht im Dienst dieser Wahrheit. Er propagiert nicht eigene Ansichten und Meinungen, sondern er ist demütiger Diener dessen, was uns allen gemeinsam ist und uns allen den Weg bereitet.
 
Den Priestern rät Benedikt XVI. sich innerlich von dieser Wahrheit formen zu lassen, nicht als reines „Sprachrohr“ zu funktionieren, sondern eben diese Wahrheit, die ihr eigenes Leben geformt hat, weiterzugeben.
Das kann mit sich bringen, daß der Priester Rufer in der Wüste ist, das heißt, daß er gegen die herrschenden kulturellen Tendenzen steht und dass er im Widerstand gegen eingefahrene herrschende Meinungen das verkündigen muss, was eigentlich der Weg des Menschen ist. Und dabei ist dann wichtig, wie ich schon sagte, dass der Priester durch sein Leben selbst zeigt, dass er von der Wahrheit ergriffen ist, dass er nicht sich propagiert, sondern sich von ihr ständig neu kritisieren und umformen lässt, und durch einen Prozess der Demut vor der Wahrheit und des Lebens in sie hineinwächst, sie glaubwürdig und vor allem auch gegenwärtig und heute verständlich macht.
 
Als Maßstab verweist der Papst auf den heiligen Pfarrer von Ars. Er sei gerade in seiner Schlichtheit ein Beispiel für das priesterliche Dienen.

Er hat keine gelehrten Theorien verkündet, aber er hat in die Wahrheit so „hinein“ gelebt, dass er sie verstanden hat und dass er sie in ihrer Aktualität überzeugend zu den Menschen zu bringen vermochte. Wenn wir all das bedenken, sehen wir, dass der Herr den Priestern eine große Aufgabe anvertraut hat, hinter der sie – hinter der wir – immer wieder zurückbleiben, aber die dadurch nicht aufhört, eine grundlegende Aufgabe für diese Welt zu sein. Jeder Priester soll mit Herz und Mund und in der Heiligkeit seiner Lebensführung der Stimme Ausdruck geben, auf die wir warten, nämlich der Stimme des Guten Hirten Jesus Christus. Das priesterliche Lehren ist eine prophetische Aufgabe, die den Menschen die lebendige Wahrheit Gottes zu Gehör bringt und ihm hilft, das wahre Leben und die wahre Wirklichkeit zu erkennen.

Heiligen
 
Die priesterliche Aufgabe des Heiligens wirft zunächst die Frage auf: Was heißt eigentlich heilig? Die Heiligkeit ist eine besondere Eigenschaft Gottes, so Benedikt XVI., er ist die absolute Wahrheit und Güte, Liebe und Schönheit. Jemanden zu heiligen, bedeute, ihn zu verwandeln - durch den Kontakt mit dem Licht, der Wahrheit und der reinen Liebe Gottes.
Wie bringt man den Mensachen in Kontakt mit Gott? Gott hat es selbst getan. Er ist Mensch geworden und in Christus berühren sich Menschsein und Gottsein, und er hat in dem priesterlichen Dienst den Auftrag weitergegeben, den Menschen durch die Sakramente in Berührung mit ihm zu bringen, so wie sein Wort uns natürlich auch in Berührung mit der Wahrheit, mit ihm selber bringt. Die Mission der Jünger Jesu begann damit, dass er sie zunächst in seine heiligende Nähe rief. Dieser Ruf setzt sich in der Geschichte fort, der Herr ruft uns in seine Nähe, damit wir von ihm gleichsam angesteckt werden und er beruft dann dazu Priester als Vermittler der Heiligkeit Gottes in den Sakramenten. Sie sind berufen weiterzugeben, was nicht von ihnen kommt, sondern was der Herr schenkt.
Im Mittelpunkt des Heiligungsdienstes stehe, so der Papst, die Eucharistie.

Hier will Jesus bei uns bleiben, in uns leben, sich uns schenken. Er will als der erbarmende und nahe Gott in der Wirklichkeit der Menschen zugegen sein. So sind Wort und Sakrament untrennbar, das Wort, das uns die Wahrheit aufgehen lässt, das Sakrament, in dem der Herr nicht nur Worte, sondern auch sich selbst gibt und sich leibhaftig auf uns zubewegt, uns in sein Geheimnis hineinzieht, in das Mitsein mit Gott, und nur in diesem Mitsein mit Gott werden wir Bilder Gottes und werden wir wahre Menschen.“ 
Leiten 
Die dritte Aufgabe: Das Leiten. Der Priester schließlich als Leiter und als Autorität sollte allein Jesus Christus als seinen Orientierungsmaßstab haben. So wie Christus die Menschen leite, müsse auch der Priester leiten, ihm habe Christus einen Teil seiner Herde anvertraut. Der Begriff der Autorität ist durch die Diktaturen des 20. Jahrhunderts, die geprägt waren von willkürlicher Macht und erzwungenem Gehorsam, diskreditiert worden. Darum konkretisiert der Papst:

Wenn hingegen der Priester im Namen Christi und der Kirche die Gläubigen leitet, dann geht es nicht um ein Herrschen und um ein Durchstzen seines eigenen Willens oder irgendeiner Ideologie, sondern dann sollte es ein Dienen sein, das gerade die Freiheit der Menschen, ihre innere Würde zum Ziel hat, indem es sie zu Gott hinführt und so zu sich selber bringt. Der Priester dieser Aufgebe der Autorität, die nicht aus eigenem, sondern von der Gnade des Herrn herkommt, nur gerecht werden, wenn er gelernt hat, sich selber in seinem Leben von Gott leiten zu lassen, wenn er nicht einfach tut, was er möchte, sondern innerlich dadurch frei wird, dass er sich Gott in die Hände gibt, dass er aus der Freundschaft zu Christus, aus der Liebe zu Ihm und aus der Liebe so zur Wahrheit lebt.
Jeden Tag müsse der Priester sein Leben von Christus her orientieren lassen, es aus der Beziehung zu Christus formen und so Orientierung bekommen

dann wird er auch merken, dass es trotz aller Mühsale und großen Schwierigkeiten, die es gibt, keinen schöneren und fruchtbareren Lebensinhalt gibt, als den Menschen Gott zu zeigen, als die Menschen zum Eigentlichen hinzuführen, als sie in die Gemeinschaft mit Christus und so in die Gemeinschaft mit der ewigen Liebe und damit auch das rechte Ziel ihres Lebens zu geben.
(rv 11.06.2010 tb)







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