Der Zypernbesuch des
Papstes war ein Besuch im Nahen Osten, aber er war sicherlich viel einfacher als der
im Heiligen Land vor einem Jahr. Dennoch war es ein bedeutungsvoller Besuch: Die Einladung
an den Papst ging nicht nur vom zyprischen Präsidenten aus, sondern auch vom Oberhaupt
der orthodoxen Kirche der Mittelmeerinsel. Der Schwerpunkt lag also von Anfang an
auf der Ökumene. Der Franziskanerpater Pierbattista Pizzaballa ist Kustos des Heiligen
Landes und somit in der katholischen Kirche auch für Zypern zuständig. Im Rückblick
auf die Reise sieht er nicht die Irritationen, die es im Vorfeld unter einigen orthodoxen
Bischöfen der Insel gab, sondern viele kleine Gesten, die Benedikts Besuch auf Zypern
zu einem Erfolg werden ließen. Im Interview mit unserer Korrespondentin Gabi Fröhlich
sagte Pizzaballa: „Im Gegenteil glaube ich, die Sensibilitäten
der griechisch-orthodoxen Kirche kennend, dass es sehr schöne Gesten gab. Etwa das
gemeinsame Vaterunser-Gebet am ersten Tag in Paphos. Das ist durchaus nicht üblich.
Der Erzbischof, der während der Messe am Sonntag auf das Präsbiterium stieg, um den
Papst zu grüßen – und viele weitere kleine Gesten. Die ständige Präsenz des Erzbischofs
zu allen wichtigen Momenten der Reise. Das sind Elemente, die zeigen, wie die griechisch-orthodoxe
Kirche nah und aufrichtig Freundin war für den Papst und die Kirche Roms. Die Polemiken
einzelner Fanatiker und Extremisten können daher den absolut positiven Akzent, den
dieser Besuch in den Beziehungen mit der griechisch-orthodoxen Kirche setzte, nicht
überdecken.“ (rv 9.6.2010 ord/gf)