Eine Leitfigur der katholischen Kirche Ungarns zur Zeit des Kommunismus, Pater György
Bulanyi, ist am Sonntag im Alter von 91 Jahren in Budapest verstorben. Er wurde 1952
im Zuge einer kommunistischen Kirchenverfolgung zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Nach seiner Amnestierung im Jahr 1960 gründete er die „Bokor“-Bewegung. Diese verteidigte
die christliche Unabhängigkeit, stellte sich gegen den kommunistischen Machtapparat
und einte 5.000 ungarische Katholiken im Untergrund. 1981 verbot die ungarische Bischofskonferenz
„Bokor“, erst 1997 wurde Pater Bulanyi wieder vollständig rehabilitiert. Prof.
Mathe-Toth vom Institut für Religionswissenschaft würdigte Bulanyi einem Interview
mit „Kathpress“ am Montag als „Leitfigur christlicher Zivilcourage“. Er habe die ungarische
katholische Kirche trotz der schwierigen politischen Lage für die Impulse des Zweiten
Vatikanischen Konzils geöffnet. Zwar sei die Theologie der „Bokor“-Bewegung in einigen
Punkten kritisch zu hinterfragen. Im Hinblick auf das Bekenntnis zu Gewaltlosigkeit
und die Option für die Armen sei sie jedoch von unumstrittener Bedeutung.