Die katholische Kirche des Landes wird künftig voraussichtlich weniger Priester ins
Ausland entsenden als bislang. Das sei eine „logische“ Folge der sinkenden Zahl von
Priesteramtskandidaten, sagte der scheidende polnische Primas, Erzbischof Henryk Jozef
Muszynski, am Montag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Gniezno
(Gnesen): „Wenn es weniger Priester gibt, dann gibt es auch weniger Priester, die
nach Deutschland gehen.“ Zahlreiche polnische Priester arbeiten bislang im Ausland,
viele davon in Deutschland. Gegenwärtig bereiten sich in Polen nach Kirchenangaben
rund 1.000 Seminaristen weniger auf den Priesterberuf vor als vor zehn Jahren. Trotzdem
ist die Zahl mit aktuell rund 3.700 im europäischen Standard weiterhin sehr hoch.
Jeder vierte Seminarist in Europa ist Pole.
Popieluszko gewürdigt
Der
scheidende polnische Primas Muszynski würdigte den neuen Seligen Jerzy Popieluszko
(1947-1984) als wichtigen Fürsprecher für Polen. Der vom kommunistischen Geheimdienst
ermordete Priester habe „auf der Seite der Menschen“ gestanden und ihnen Hoffnung
gegeben, sagte der Alterzbischof von Gniezno (Gnesen). Muszynski beschreibt Popieluszko
als sehr schlichten und schüchternen Priester. Popieluszko zählt zu den Symbolfiguren
des kirchlichen Widerstands gegen das einstige kommunistische Regime. Er wurde am
Sonntag in Warschau seliggesprochen. In seinen Predigten prangerte Popieluszko Menschenrechtsverletzungen
an und unterstützte die verbotene Solidarnosc. 1984 wurde er von Agenten des kommunistischen
Geheimdienstes entführt und ermordet. Dies verstärkte den Widerstand der Bevölkerung
gegen das Regime und trug mit zum Fall des Kommunismus fünf Jahre später bei.