Trotz der Friedensappelle
des Papstes scheint sich die Lage an der israelischen Küste nicht zu beruhigen. Ungeachtet
der israelischen Blockade will nun die iranische Sektion der Hilfsorganisation „Roter
Halbmond“ zwei Schiffe mit Helfern und Hilfsgütern zu dem Palästinensergebiet schicken.
Die Schiffe würden Ende der Woche aufbrechen, sagte der internationale Leiter des
iranischen Roten Halbmondes, Abdolrauf Adibsadeh, am Montag nach Angaben der amtlichen
Nachrichtenagentur irna. Israel hatte derweil am Sonntag nach der unblutigen Übernahme
des Frachters „Rachel Corrie“ mit der Abschiebung von 19 internationalen Friedensaktivisten
begonnen. Der tödliche Vorfall vom letzten Montag sei durch „extremistische Islamisten
und Unterstützer von Terror“ herbeigeführt worden. Das meinte Israels Premierminister
Benjamin Netanjahu. Das habe auch der zweite, friedlich verlaufende Versuch gezeigt,
die Blockade zu brechen.
Die Fronten haben sich verhärtet. Das sagte
gegenüber Radio Vatikan der Kustos des Heiligen Landes, Franziskanerpater Pierbattista
Pizzaballa. Man dürfe aber nicht diejenigen vergessen, die derzeit am meisten leiden:
die Menschen in Gaza.
„Die Situation in Gaza ist tragisch.
Die Entwicklung in den vergangenen Tagen hat ihre Lage noch weiter verschlimmert.
Es handelt sich vor allem um politische Spannungen. Doch nicht nur in Gaza gilt: Alle
Menschen in dieser Region und in allen Lagern sind frustriert. Ich hoffe deshalb,
dass der gute Wille die Überhand gewinnt. Doch im Augenblick sieht es eher danach
aus, dass die Lage weiter eskaliert. Jeder pocht auf die eigene Haltung. Das lässt
nicht Gutes erahnen.“
Der Ständige Beobachter des Heiligen
Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, hatte in der
vergangenen Woche das Gaza-Embargo kritisiert. Kustos Pizzaballa fordert ein stärkeres
Eingreifen der internationalen Staatengemeinschaft.
„Die internationale
Staatengemeinschaft muss in erster Linie ihre Präsenz und ihre Stärke zeigen. Doch
insbesondere muss sie die Streitparteien dazu führen, dass sie wieder miteinander
sprechen. Weder Israelis noch Palästinenser dürfen das Gefühl haben, sie seien in
die Ecke gedrängt worden. Die Aufforderung von Erzbischof Tomasi die Aufhebung des
Embargos betreffend ist nicht neu. Der Heilige Stuhl fordert dies seit einiger Zeit.
Auch andere Staaten fordern einen solchen Schritt. Das wäre aber nur der erste Schritt.
Man muss auch weiter schauen.“
Der israelische Premier
Netanjahu zeigte sich inzwischen bereit, internationale Kontrollen bei der Anlieferung
von zivilen Gütern für die 1,5 Millionen Bewohner des schmalen Küstenstreifens bei
Gaza zu gewähren. Auch sei er für eine Untersuchungskommission mit internationalen
Beobachtern, die den Vorfall auf der Friedensflottille genau prüfen soll. Das wurde
am Wochenende in Regierungskreisen in Jerusalem bekannt.