Der Heilige Bonifatius
gilt als der Apostel der Deutschen. Von Papst Gregor II. erhielt der gebürtige Engländer
am 15. Mai 719 den Auftrag, „ungläubigen Völkern das Geheimnis des Glaubens bekannt
zu machen“. Mehr als zwölf Jahre zog Bonifatius durch Gebiete im heutigen Bayern,
Hessen und Thüringen. An einem 5. Juni starb er. Im hohen Alter von 80 Jahren, so
heißt es, wurde er auf einer Missionsreise von friesischen Heiden getötet. Nach dem
großen Missionar ist das Diaspora- Hilfswerk der Deutschen Katholiken benannt: Das
Bonifatiuswerk. Zum Gedenktag seines Namensgebers hat das Hilfswerk eine Feierstunde
abgehalten und das neue Motto der Jahresaktion vorgestellt: „Freiraum für den Glauben.
Bezeugen. Bewahren. Bewegen.“ Wo katholische Christen eine absolute Minderheit (rund
ein bis fünf Prozent) bilden, da ist die Rede von einer Diaspora. Doch eine „Glaubensdiaspora“
ist inzwischen mitten in Deutschland angekommen, meint Monsignore Georg Austen. Er
ist Generalsekretär des Bonifatiuswerkes.
„Diese Diaspora,
die wir früher oft in die konfessionelle Diaspora eingeteilt haben, hat sich mehr
in eine universale, in eine Glaubensdiaspora, geteilt. Wir haben in Gebieten Ostdeutschlands
oftmals mehr als 80 Prozent nicht mehr kirchlich gebundener Menschen, aber wenn Sie
auch nach Düsseldorf oder nach München gehen, haben wir oft nur 50 oder etwas mehr
Prozent Christen, die dort in diesen Städten leben. Das heißt, dass Diaspora kein
Nischendasein führt, auch in Deutschland, aber auch im europäischen Kontext, sondern
sich immer weiter ausbreitet als eine Art Glaubensdiaspora.“
Das
Bonifatiuswerk hat von der Deutschen Bischofskonferenz den Auftrag erhalten, die Diaspora-Seelsorge
zu fördern. Das Hilfswerk wurde 1849 von Laien gegründet.
„Dass
Bonifatiuswerk hat sich entwickelt als ein Hilfswerk für Katholiken, die in einer
Minderheitensituation leben. Es geht darum, die Glaubensbrüder und –schwestern eben
nicht allein zu lassen. Das ist das eine, durch solidarische Hilfe eben mitzuhelfen,
dass der Einzelne seinen Glauben leben kann, dass sich Gemeinden bilden können, oft
auch in großen Weiten, aber auch im Sinne des Heiligen Bonifatius. Der andere Eckpfeiler:
Dass der Glaube weiter getragen wird. Früher hieß das Werk Missionsverein für Deutschland.
Fragen sind da: Wo können wir eigentlich heute mit der frohen Botschaft evangelisierend
wirken, den Glauben vorschlagen und was heißt das in der heutigen Zeit? Wir unterstützen
immer subsidiär. Wir sind nicht die Macher, sondern wir unterstützen in den Diözesen,
Initiativen, Verbänden, Orden und das eben in Deutschland, in Nordeuropa und dem Baltikum.“
Die
Spendengelder werden dafür eingesetzt, Kirchen und Gemeindehäuser zu bauen oder in
Stand zu halten. Priestern in großen ländlichen Pfarreien werden Autos finanziert
– auch das kommt vor. Immer mehr Projekte haben auch die Glaubensvermittlung an junge
Menschen im Blick. So werden katholische Schulen und auch Universitäten in der Diaspora
gefördert. Der jüngste Erfolg: Die staatliche Anerkennung des Newman-Instituts in
Uppsala, der ersten katholischen Hochschule Schwedens seit der Reformation. „Freiraum
für den Glauben. Bezeugen. Bewahren. Bewegen“ – wofür das Motto der diesjährigen Aktion
steht, dazu sagte Austen:
„Wenn ich in einer Minderheiten-Kirche
lebe, ist es sehr schwierig, diesen Freiraum zu erbitten und eben das zu gestalten,
was wir glauben. Und dafür brauchen wir Freiräume. Auch gerade für hauptberufliche
und ehrenamtliche Mitarbeiter in all den Fragen zu Strukturen und Finanzen, in all
den Fragen, die uns momentan belasten – durch Missbräuche und andere Dinge. Wo haben
wir Freiräume, auf das zu schauen, was unsere Mitte ist: Der Glaube an Jesus Christus?
Und wo brauchen wir da Freiräume? Woran erkennt man katholische Kirche? Und zum anderen,
wo können wir mithelfen, dass solche Freiräume gestaltet werden können? Das ist unser
Auftrag.“