Schweiz: Über strukturelle Folgen des Missbrauchsskandals nachdenken
Mehr Aufmerksamkeit des Papstes für die strukturellen Konsequenzen der Missbrauchsfälle
in der Kirche wünscht sich Franz Annen. Papst Benedikt XVI. habe sich zwar zu den
in Irland und den USA aufgedeckten Missbrauchsfällen sehr klar geäußert und sie schriftlich
und mündlich verurteilt, so der ehemalige Rektor der Theologischen Hochschule Chur
(THC) in einem Interview mit der Zeitung „Die Südostschweiz“ (Samstag). Die strukturellen
Konsequenzen für die Kirche fasse er jedoch zu wenig ins Auge, so Annen weiter. Den
Schweizer Bischöfen bescheinigte der Wissenschaftler einen am Anfang „zu zögerlichen“
Umgang mit den Missbrauchsfällen. Jedoch hätten die Oberhirten des Alpenlandes schneller
als in anderen Ländern „zu einer echten Suche nach dem Umgang mit den Missbrauchsfällen
gefunden“. Sie hätten schon vor Jahren Regeln formuliert und eine Kommission gebildet,
an die sich Opfer wenden könnten, führte Annen aus. Annen äußerte sich am Freitag
in einer Abschiedsvorlesung. Nach 36 Jahren Tätigkeit an der THC legt er sein Amt
nieder.