Papstansprache zur Überreichung des Instrumentum Laboris
Liebe Brüder und Schwestern in Christus!
Erzbischof Eterović danke ich für
seine freundlichen Worte und grüße nochmals euch alle, die ihr im Zusammenhang mit
dem Auftakt der bevorstehenden Sonderversammlung der Bischofssynode für den Nahen
Osten hierher gekommen seid. Ich danke euch für all die Arbeit, die in Erwartung der
Sonderversammlung bereits geleistet wurde, und ich verspreche euch meine Unterstützung
im Gebet, während ihr nun in die Schlußphase der Vorbereitung eintretet. Bevor
ich beginne, ist es sehr angebracht, an den verstorbenen Bischof Luigi Padovese zu
erinnern, der als Präsident der katholischen Bischöfe der Türkei zur Vorbereitung
des Instrumentum laboris beigetragen hat, das ich euch heute übergebe. Die
Nachricht von seinem unvorhergesehenen und tragischen Tod am Donnerstag hat uns alle
überrascht und schockiert. Ich empfehle seine Seele der Barmherzigkeit des allmächtigen
Gottes. Ich denke daran, wie sehr er sich, besonders als Bischof, für das Verständnis
zwischen den Religionen und Kulturen und für den Dialog zwischen den Kirchen eingesetzt
hat. Sein Tod ist eine ernüchternde Erinnerung an die Berufung, die allen Christen
gemeinsam ist, nämlich in jeder Lage mutige Zeugen für das zu sein, was gut, edel
und recht ist. Das Leitwort dieser Versammlung spricht von Gemeinschaft und Zeugnis
und erinnert uns, wie die Glieder der christlichen Urgemeinde „ein Herz und eine Seele“
waren. Im Zentrum der Einheit der Kirche steht die Eucharistie, die unschätzbare Gabe
Christi an sein Volk und der Mittelpunkt unserer heutigen Liturgiefeier am Hochfest
des Leibes und Blutes Christi. So ist es nicht ohne Bedeutung, daß für die Übergabe
des Instrumentum Laboris der Sondersynode das heutige Datum gewählt wurde.
Der Nahe Osten hat einen besonderen Platz in den Herzen aller Christen, seit
Gott sich selbst zuerst dort unseren Vätern im Glauben zu erkennen gab. Von der Zeit,
da Abraham im Gehorsam gegenüber Gottes Ruf von Ur in Chaldäa aufbrach, bis hin zum
Tod und zur Auferstehung Jesu wurde Gottes Erlösungswerk durch besondere Menschen
und Völker in euren Heimatländern vollbracht. Seit damals hat sich die Botschaft des
Evangeliums über die ganze Welt ausgebreitet, doch blicken die Christen aus allen
Ländern weiter mit besonderer Ehrfurcht auf den Nahen Osten wegen der Propheten und
Patriarchen, wegen der Apostel und den Märtyrern, denen wir so viel verdanken, den
Männern und Frauen, die Gottes Wort hörten, es bezeugten und an uns weitergaben, die
wir zur großen Familie der Kirche gehören. Die Sonderversammlung der Bischofssynode,
die auf eure Anfrage hin einberufen wird, wird versuchen, die Bande der Gemeinschaft
zwischen den Mitgliedern eurer Ortskirchen wie auch die Gemeinschaft innerhalb derselben
Kirchen und mit der universalen Kirche zu vertiefen. Diese Versammlung möchte euch
ebenso im Zeugnis eures Glaubens an Christus bestärken, das ihr in jenen Ländern gebt,
wo dieser Glaube geboren und gewachsen ist. Desgleichen ist bekannt, daß manche von
euch große Prüfungen ertragen aufgrund der gegenwärtigen Situation. Die Sonderversammlung
ist eine Gelegenheit für die Christen in der restlichen Welt, ihren Brüdern und Schwestern
im Nahen Osten geistige Hilfe und Solidarität anzubieten. Es ist eine Gelegenheit,
die große Bedeutung hervorzuheben, welche die Anwesenheit und das Zeugnis der Christen
in den Ländern der Bibel darstellen, nicht nur für die christliche Gemeinschaft auf
weltweiter Ebene, sondern ebenso für eure Nachbarn und eure Mitbürger. Auf unzählige
Weise tragt ihr zum Gemeinwohl bei, zum Beispiel durch die Erziehung, die Krankenpflege
und die Sozialhilfe, und ihr arbeitet am Aufbau der Gesellschaft. Ihr wünscht, in
Frieden und Eintracht mit euren jüdischen und muslimischen Nachbarn zu leben. Oft
handelt ihr als Architekten des Friedens im schwierigen Versöhnungsprozeß. Ihr verdient
Anerkennung für eure unschätzbare Rolle, die ihr erfüllt. Es ist meine feste Hoffnung,
daß alle eure Rechte mehr und mehr respektiert werden, einschließlich des Rechts auf
Religionsfreiheit und freie Religionsausübung, und daß ihr nie wieder Diskriminierung
irgendeiner Art erleidet. Ich bete, daß die Arbeit der Sonderversammlung helfen
wird, die Aufmerksamkeit der Internationalen Gemeinschaft auf die Lage jener Christen
im Nahen Osten zu lenken, die für ihren Glauben leiden, so daß gerechte und dauerhafte
Lösungen für die Konflikte, die so viel Not verursachen, gefunden werden können. In
dieser schwerwiegenden Angelegenheit wiederhole ich meinen persönlichen Aufruf zu
dringenden und gemeinsamen Anstrengungen, die aktuellen Spannungen im Nahen Osten,
vor allem in Heiligen Land, zu lösen, bevor diese Konflikte zu größerem Blutvergießen
führen. Mit diesen Überlegungen überreiche ich euch nun den Text des Instrumentum
Laboris der Sonderversammlung der Bischofssynode für den Nahen Osten. Gott möge
eure Arbeit reichlich segnen! Gott segne alle Menschen im Nahen Osten!