Am letzten Tag seiner
Zypernreise hat Papst Benedikt XVI. zum Einsatz für Versöhnung und Frieden aufgerufen
- bei einem bunten Gottesdienst im Sportpalast der zyprischen Hauptstadt, an dem am
Sonntagmorgen mehr als 5.000 Menschen teilnahmen. Den anwesenden Patriarchen und Bischöfen
aus dem Nahen Osten überreichte Benedikt XVI. im Anschluss das lang erwartete Arbeitsinstrument
für die Nahostsynode, die im Oktober im Vatikan stattfinden wird.
Zum
Fronleichnamsfest, das hier an diesem Sonntag begangen wird, rief der Papst zu einem
tieferen Verständnis der Eucharistie auf: Es gelte aus der „abgeschlossenen Welt der
eigenen Individualität“ hinauszutreten. Der Papst:
„Wir dürfen nicht
mehr vom „Ich“ her denken, sondern vom „Wir“. Darum beten wir immer Vater „unser“
und bitten um „unser“ tägliches Brot. Das Niederreißen der Mauern zwischen uns und
unseren Nächsten ist der erste notwendige Schritt, um in das göttliche Leben einzutreten,
zu dem wir berufen sind. Wir müssen von all dem befreit werden, das uns einschließt
und isoliert: von Angst und Misstrauen den anderen gegenüber, von Habgier und Egoismus
sowie vom bösen Willen. Dann erst können wir das Risiko der Verwundbarkeit eingehen,
der wir uns aussetzen, sooft wir uns für die Liebe öffnen.“
Teile
des Gottesdienstes wurden auf Arabisch, Armenisch und in der philippinischen Sprache
Tagalog gehalten; für besondere Stimmung sorgte orientalische Musik. Ein besonderer
Gruß des Papstes ging dann auch an die aus den Philippinen und aus Sri Lanka eingewanderten
Katholiken. Die christliche Botschaft der Hoffnung müsse auch überall dort verbreitet
werden, wo Konflikte herrschten, so Benedikt XVI. weiter. Mit Blick auf die erste
christliche Gemeinschaft rief er auch zur Fürsorge für Arme und Bedürftige auf:
„Sie
teilten untereinander ihre Güter, wobei jede Bindung an das Materielle durch die Liebe
zu den Brüdern und Schwestern überwunden wurde. Sie fanden gerechte Lösungen für ihre
Meinungsverschiedenheiten, wie wir es zum Beispiel bei der Beilegung der Auseinandersetzung
zwischen Hellenisten und Hebräern hinsichtlich der täglichen Versorgung sehen können.
(…) Wir sind berufen, unsere Auseinandersetzungen zu überwinden, in Konfliktsituationen
Frieden und Versöhnung zu stiften und der Welt eine Botschaft der Hoffnung zu geben.
Wir sind berufen, uns für die Menschen in Not zu öffnen und unsere irdischen Güter
großzügig mit all jenen zu teilen, denen es weniger gut geht als uns.“