Zypern: Nikosia letzte geteilte europäische Hauptstadt
Zum Auftakt des zweiten Tages seiner Zypernreise hat Papst Benedikt XVI. an diesem
Samstag dem Präsidenten Dimitris Christofias einen Höflichkeitsbesuch in der Hauptstadt
Nikosia abgestattet. Der Papst legte dort einen Kranz am Denkmal des orthodoxen Erzbischofs
Makarios III. (1913-1977) ab. Dieser war nach der Unabhängigkeit Zyperns 1960 zudem
erster Präsident des Landes. Der amtierende Präsident Christofias dankte dem Papst
für sein Kommen. Seine Reise falle zusammen mit dem 50. Jubiläum der Gründung der
Republik Zypern. Die Anwesenheit Benedikts bringe moralischen und spirituellen Auftrieb.
„Zypern
hat seine Unabhängigkeit 1960 gewonnen. Seit 1974 erfährt das Land eine schmerzhafte
militärische Besetzung von mehr als 36 Prozent seines Gebietes. Nikosia ist die letzte
geteilte europäische Hauptstadt. Vor einem Jahr sagten Sie im Heiligen Land, soweit
ich mich erinnere, die Mauer ist eines der besorgniserregendsten Bilder, die Sie je
in ihrem Leben gesehen haben. Ich erinnere mich auch, dass Sie damals für Frieden
beteten. Möge dieses Friedensgebet bald in Erfüllung gehen, auch für den Fall Zypern!“
Der
Präsident hatte bereits zweimal den Vatikan besucht. Die Erinnerung daran sei noch
immer lebendig, so Christofias. Er verwies in seiner Rede auf die weit zurückreichende
christliche Geschichte Zyperns.
„Seit dem ersten Besuch der Apostel
Paulus und Barnabas 43 nach Christus ist Zypern immer ein apostolisches Land gewesen,
mit tiefen christlichen Wurzeln. Leider befindet sich ein großer Teil seines spirituellen
und kulturellen Erbes unter der Besatzung der türkischen Armee. Es ist sehr beunruhigend,
dass seit 36 Jahren unser kulturelles und religiöses Erbe zerstört wird. Das bedeutet
einen Verlust für die gesamte Menschheit.“
Der Präsident lobte außerdem
die karitative Arbeit der katholischen Kirche. Er versprach Papst Benedikt eine Zusammenarbeit.
„Wir sind beide Reisende auf der Straße, die zu Frieden führt und
ein allgemeines moralisches Bewusstsein weckt, auch kämpfen wir gemeinsam gegen Armut,
Ausgrenzung, Ungerechtigkeit und Hunger.“