Rede des Papstes beim Treffen mit zyprischen Katholiken – der Wortlaut
(Grundschule, St. Maron, 5. Juni 2010)
Liebe Brüder und Schwestern in Christus!
Es
ist mir eine große Freude, bei euch zu sein, den Vertretern der katholischen Gemeinde
in Zypern.
Ich danke Erzbischof Soueif für seine freundlichen Worte der Begrüßung
in eurem Namen, und ich danke besonders den Kindern für ihre schöne Vorstellung. Ich
begrüße auch Seine Seligkeit Patriarch Fouad Twal, und in der Person von Pater Pizzaballa,
der heute unter uns ist, grüße ich die große und geduldige Arbeit der Kustodie der
Franziskaner für das Heilige Land.
Bei diesem historischen Anlaß des ersten
Besuchs des Bischofs von Rom in Zypern komme ich, um euch im Glauben an Jesus Christus
zu stärken und euch zu ermutigen, in Treue zur apostolischen Tradition ein Herz und
eine Seele zu bleiben (vgl. Apg 4,32). Als Nachfolger Petri bin ich heute unter
euch, um euch meine Unterstützung, meine Nähe im Gebet und meine Ermutigung zu versichern.
Soeben haben wir im Johannesevangelium gehört, wie einige Griechen, die von
den großen Taten, die Jesus vollbrachte, erfahren haben, an den Apostel Philipp herantraten
und sagten: „Wir möchten Jesus sehen“ (Joh 12,21). Diese Worte berühren uns
alle tief. Wie die Männer und Frauen im Evangelium möchten auch wir Jesus sehen, ihn
kennen, ihn lieben und ihm dienen – mit „einem Herzen und einer Seele“.
Außerdem,
wie die Stimme vom Himmel im heutigen Evangelium, die die Herrlichkeit des Namens
Gottes bezeugt, so verkündet die Kirche seinen Namen nicht einfach um ihrer selbst
willen, sondern zum Wohl der ganzen Menschheit (vgl. Joh 12,30). Auch ihr,
Christi Jünger heute, seid berufen, euren Glauben in der Welt zu leben, indem ihr
mit euren Stimmen und euren Taten zur Förderung der Werte des Evangeliums beitragt,
die euch von Generationen von zypriotischen Christen überliefert wurden. Diese Werte,
die tief in eurer eigenen Kultur wie im Erbe der universalen Kirche verankert sind,
sollen eure Bemühungen weiter beseelen, um den Frieden und die Gerechtigkeit sowie
die Achtung des menschlichen Lebens und der Würde euerer Mitbürger zu fördern. Auf
diese Weise wird eure Treue zum Evangelium gewiß der ganzen zypriotischen Gesellschaft
zugute kommen.
Liebe Brüder und Schwestern, in Anbetracht eurer einzigartigen
Situation möchte ich eure Aufmerksamkeit ebenso auf einen wesentlichen Teil des Lebens
und der Sendung unserer Kirche lenken, nämlich auf die Suche nach größerer Einheit
in der Liebe mit den anderen Christen und auf den Dialog mit den Nicht-Christen. Besonders
seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat sich die Kirche dafür eingesetzt, auf dem
Weg eines besseren Verständnisses mit unseren Mitchristen voranzuschreiten, um so
immer engere Bande der Liebe und der Gemeinschaft unter allen Getauften zu knüpfen.
Angesichts eurer Lebensumstände seid ihr fähig, in eurem Alltag euren persönlichen
Beitrag zum Ziel einer größeren Einheit der Christen zu erbringen. Dazu möchte ich
euch ermuntern, und ich vertraue darauf, daß der Geist unseres Herrn, der gebetet
hat, daß seine Jünger eins sein sollen (vgl. Joh 17,21), euch in dieser wichtigen
Aufgabe begleiten wird.
In bezug auf den interreligiösen Dialog muß in der
ganzen Welt noch viel getan werden. Dies ist ein anderer Bereich, wo die Katholiken
in Zypern oft in einer Situation leben, die ihnen Gelegenheiten für rechtes und kluges
Handeln bietet. Nur in geduldiger Arbeit kann gegenseitiges Vertrauen geschaffen und
die Bürde der Geschichte überwunden werden. Die politischen und kulturellen Verschiedenheiten
zwischen den Völkern werden so zu einem Ansporn, sich um ein tieferes Verständnis
zu bemühen. Ich bitte euch dringend mitzuhelfen, solch gegenseitiges Vertrauen zwischen
Christen und Nicht-Christen zu schaffen als Grundlage zum Aufbau dauerhaften Friedens
und bleibender Eintracht zwischen den Menschen verschiedener Religionen, politischer
Regionen und kultureller Herkünfte.
Liebe Freunde, ich möchte euch einladen,
auf die tiefe Gemeinschaft zu schauen, die ihr bereits untereinander und mit der Katholischen
Kirche weltweit teilt. Angesichts der unmittelbaren Nöte der Kirche ermuntere ich
euch, um Priester- und Ordensberufungen zu beten und sie zu fördern. Am Ende dieses
Priesterjahrs hat die Kirche ein erneuertes Bewußtsein für die Notwendigkeit guter,
heiliger und solide ausgebildeter Priester erlangt. Sie braucht Ordensmänner und Ordensfrauen,
die sich ganz für Christus und die Ausbreitung des Gottesreiches auf Erden hingeben.
Unser Herr hat verheißen, daß, wer sein Leben in seiner Nachfolge hingibt, es bewahren
wird bis ins ewige Leben (vgl. Joh 12,25). Ich bitte die Eltern, diese Verheißung
zu bedenken und die Kinder zu ermutigen, großzügig dem Ruf des Herrn zu folgen. Die
Priester bitte ich eindringlich, sich um die Jugend zu kümmern, um ihre Bedürfnisse
und Ziele und sie in der Fülle des Glaubens zu formen.
Laßt mich hier in
dieser katholischen Schule auch ein Wort an alle richten, die in den katholischen
Schulen auf dieser Insel arbeiten, besonders an die Lehrer. Eure Arbeit ist Teil einer
langen und geschätzten Tradition der Katholischen Kirche in Zypern. Dient weiter geduldig
dem Wohl der ganzen Gemeinschaft, indem ihr euch um hochwertige Bildung bemüht. Der
Herr möge euch in der heiligen Aufgabe reichlich segnen, die die Formung des wertvollsten
Geschenkes darstellt, das Gott uns gegeben hat: unsere Kinder.
Ein besonderes
Wort richte ich nun an euch, meine lieben jungen Katholiken Zyperns. Seid stark im
Glauben, froh im Dienst für Gott und großzügig mit eurer Zeit und euren Talenten!
Helft, eine bessere Zukunft für die Kirche und für euer Land aufzubauen, indem ihr
das Wohl der anderen vor das eigene stellt.
Liebe Katholiken Zyperns, fördert
eure eigene Eintracht in Gemeinschaft mit der universalen Kirche und mit dem Nachfolger
Petri und festigt eure brüderlichen Bande untereinander in Glaube, Hoffnung und Liebe.
Besonders
möchte ich diese Botschaft den Anwesenden aus Kormakiti, Asomatos; Karpasha und Agia
Marina übergeben. Ich weiß von euren Sehnsüchten und euren Leiden. Und ich bitte euch,
meinen Segen, meine Nähe im Gebet und meine Zuneigung allen zu bringen, die aus euren
Dörfern kommen, wo Christen ein Volk der Hoffnung bilden. Meinerseits hoffe und bete
ich, daß die Betroffenen sich mit gutem Willen dafür einsetzen, daß rasch ein besseres
Leben für alle Bewohner der Insel gewährleistet wird.
Mit diesen wenigen Worten
vertraue ich euch alle dem Schutz der seligen Jungfrau Maria und der Fürsprache der
Heiligen Paulus und Barnabas an.