2010-06-03 10:38:01

Fronleichnam: Das Fest des wandernden Gottesvolkes


RealAudioMP3 In der Feier der Eucharistie treffen zwei Bewegungen aufeinander: Zum einen die Hinwendung Gottes zu uns, sichtbar und in die Welt gekommen durch Jesus Christus. Zum anderen das Ringen und Bemühen der Menschen auf dem Weg zu Gott, mehr oder weniger gelungen. Um den Tisch versammelt ist der Beginn des Gottesreiches. In Jesus Christus selbst und in denen, die er um sich versammelt hat, beginnt eine neue Zeit. Jedes mal, wenn wir dieses Ereignis feiern, dann wird das sichtbar und essbar, wir nehmen Teil an diesem Anbruch des Gottesreiches. Es ist keine Erwartung, dass das irgendwann einmal in der Zukunft geschehen wird, es ist hier und heute. Und der Anblick und die Anbetung Christi im gewandelten Brot lässt das für uns noch einmal deutlich werden.
Das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“ wird am 60. Tag nach Ostern begangen. Papst Urban IV. hatte das Fest 1264 in der Bulle „Transiturus de hoc mundo“ zum Fest der Gesamtkirche erhoben. Im deutschen Sprachraum heißt es Fronleichnam. Der Begriff stammt vom mittelhochdeutschen „vrône lîcham“ ab und bedeutet so viel wie „Leib des Herren“, „des Fronherren Leib“. Im Zentrum steht die Eucharistie, deren Einsetzung in der Karwoche von den Kar- und Ostertagen eingebunden ist und deswegen an diesem Tag noch einmal ausdrücklich gefeiert wird.
In den Auseinandersetzungen um und nach der Reformation wurde die Prozession zum Fest – in ihr wird das Allerheiligste Sakrament mitgeführt, zur Demonstration der eigenen Konfession. Heute wird das Fest vor allem als Sinnbild des wandernden Gottesvolkes, das sich um Christus versammelt durch die Zeit bewegt, gedeutet – eben als Bewegung auf Gott zu. Die von Christus versammelten Sünderinnen und Sünder sind die Kirche. Sie ist um den Tisch des Herrn und um seinen Leib versammelt, und sie bewegt sich auf den Herrn zu. Es ist das Hochfest der Ehrfurcht, der Gemeinschaft und der Anwesenheit Gottes unter den Menschen.

(rv 03.06.2010 ord)







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