Ockenfels „Köhlers Rücktritt ist ein dramatisches Zeichen!“
Der katholische Sozialethiker
Wolfgang Ockenfels kritisiert nach dem Köhler-Rücktritt die Bundesregierung. Gegenüber
dem Kölner domradio bemängelt Ockenfels die zunehmende Politisierung des Amtes. Man
habe Köhler „wie irgendeinen Parteipolitiker“ behandelt. Ockenfels:
„Ich
war maßlos erstaunt, auch ein bisschen erschüttert. Aber im Rückblick kann man doch
feststellen: Es hatte sich schon einiges angesammelt und angebahnt – vor allen Dingen
im Sinne eines Kesseltreibens gegen den Bundespräsidenten. Dass ihm jetzt wohl der
Kragen geplatzt ist, kann man nachträglich verstehen. Jetzt sagt er: Macht Euren Dreck
alleine! Aber man muss erstmal fragen: Was ist dem vorausgegangen? Und das ist nicht
immer sehr nobel gewesen, wie man mit ihm und seinem Amt umgegangen ist.“
Köhler
hatte seinen Rücktritt bis zum Schluss geheim gehalten, auch vor der Kanzlerin. Wollte
er damit ein Zeichen setzen?
„Ein sehr dramatisches Zeichen!
Aber die Frage nach seiner persönlichen Motivation braucht man nicht weiter nachzuprüfen.
Die Gründe, die er selber angegeben hat, reichen für meine Begriffe völlig aus. Das
ist auch darauf zurückzuführen, dass man ihn isoliert hat. Und zwar aus dem bürgerlichen
Lager CDU und FDP. Aus der Koalition hat er wohl zu wenig Unterstützung erhalten.
Das ist also auch ein Vorwurf gegen Frau Merkel.“
Das neue Staatsoberhaupt
wird am 30. Juni in der Bundesversammlung gewählt. Köhler war nach Kritik an seinen
Äußerungen zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr überraschend zurückgetreten.