2010-06-01 11:46:04

Kardinal Kasper: Fortschritte im jüdisch-katholischen Dialog


Im jüdisch-katholischen Dialog sind nach den Worten von Kurienkardinal Kasper in den vergangenen viereinhalb Jahrzehnten unerwartet große Fortschritte erzielt worden. Man habe mehr erreicht, als nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil vorhersehbar war. Das schreibt Kasper in einem Beitrag für die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ von diesem Dienstag. Zugleich sei jedoch noch ein weites gemeinsames Wegstück zur Aussöhnung zurückzulegen. Die katholische Kirche fördere im Gegensatz zu einigen fundamentalistischen evangelikalen Bewegungen keine institutionalisierte Judenmission, hob der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates hervor. Dies bedeute jedoch keineswegs, dass Christen gegenüber Juden ihren Glauben nicht bezeugen dürften. Ein solches Zeugnis müsse allerdings insbesondere angesichts der Schoah diskret und demütig sein und jeden Anschein von Triumphalismus vermeiden, so der deutsche Kurienkardinal weiter Zudem gelte es, der Überzeugung der jüdischen Partner mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen.
Mit Blick auf die Debatte über die Rolle Papst Pius' XII. in der Zeit von Faschismus und Zweitem Weltkrieg bekräftigte Kasper, dass eine mögliche Seligsprechung des Pacelli-Papstes keine historische Bewertung darstelle. Es handele sich vielmehr um eine geistliche Entscheidung. Dieser liege die Frage zugrunde, ob der Papst seinem Gewissen gefolgt sei und in seiner Situation das tat, was er für den Willen Gottes gehalten habe. Eine mögliche Seligsprechung schließe daher weitere historische Forschungen nicht aus. Auch sei es weiterhin legitim, zu der Einschätzung zu gelangen, dass andere in der Situation des Papstes anders gehandelt hätten. Zugleich wies Kasper darauf hin, dass der nationalsozialistische Antisemitismus zwar vom christlichen Antijudaismus begünstigt worden sei, der Holocaust jedoch «nicht dem Christentum an sich „zugeschrieben“ werden könne.

(kna 01.06.2010 pr)







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