Kasper: „Unabhängig, aber kooperativ - so unser Ideal“
Die Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche in Russland ist vorbildlich. Das hat
das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Bartholomaios I., während seines zehntägigen
Russland-Besuchs festgehalten. Die Visite endet an diesem Montag. Bei der Begegnung
mit dem russischen Staatspräsidenten Dmitri Medwedew bezeichnete er es als „die beste
Garantie für die Zukunft des Landes“, wenn die russische Gesellschaft christlich geprägt
sei. Dem stimmt auch der Vorsitzende des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen
zu. Kurienkardinal Walter Kasper stellt dem Staat-Kirche-Verhältnis allerdings ein
anderes Ideal gegenüber:
„Wir haben da unterschiedliche
Traditionen in der westlichen lateinischen Kirche und den orthodoxen Kirchen insgesamt.
Die orthodoxen Kirchen haben traditionell mehr dieses Bild der Harmonie und der sehr
engen Zusammenarbeit von Staat und Kirche, während wir im Westen schon sehr lange
die Unterscheidung zwischen staatlicher Gewalt und kirchlicher Autorität machen. Und
ich denke, an dieser Stelle könnte die russisch-orthodoxe Kirche noch manches von
uns lernen, ohne, dass sie ihre eigenen Traditionen aufgibt.“
Und
gänzlich spannungsfrei sei das Verhältnis der orthodoxen Kirche zur staatlichen Führung
des postkommunistischen Landes schließlich auch in jüngster Vergangenheit nicht immer
gewesen:
„Ratschläge von außen dazu zu geben, ist schwierig.
Ich kann nur sagen, unser Ideal ist eine freie und unabhängige Kirche in einem freien
Staat: Beide unabhängig, aber dann in harmonischer Zusammenarbeit miteinander. Und
dieses Modell wird sich über kurz oder lang wohl auch in Russland durchsetzen.“