2010-05-31 10:31:38

Christophias: „Zypern ist zu klein, um geteilt zu sein“


RealAudioMP3 Auf Zypern wird Papst Benedikt XVI. mit Spannung erwartet: Vom 4. bis 6. Juni wird das Kirchenoberhaupt den südlichen Teil der Insel besuchen – der türkisch verwaltete Norden ist international nicht anerkannt. Gerade nach dem Wahlsieg des national-konservativen Derviş Eroğlu im türkischen Teil Mitte April scheint eine Wiedervereinigung wieder in weite Ferne gerückt. Der griechisch-zypriotische Präsident Demetris Christophias (63) drängt jedoch auf eine Fortsetzung der 2008 begonnenen Verhandlungen. Im Gespräch mit unserer Korrespondentin Gabi Fröhlich gesteht der Regierungschef, dass er sich vom Papstbesuch auch eine politische Signalwirkung erhofft.

 
Herr Präsident, Sie haben den Papst persönlich nach Zypern eingeladen – was bedeutet sein Besuch für Sie?

 
„Es wird ein historisches Ereignis, und zwar nicht nur für Zypern, sondern für die ganze Region. Die große Mehrheit unserer Bevölkerung ist zwar orthodox, aber Seine Heiligkeit bei uns zu begrüßen, ist für uns eine große Ehre und Freude. Er wird hier Menschen treffen, die ihn und die katholische Kirche respektieren.“

 
Glauben Sie, dass der Besuch des Papstes Einfluss auf die politischen Verhandlungen haben kann?

 
„Solch ein Besuch ist ein Signal in Richtung Türkei. Dort liegt der Schlüssel für die Lösung des Zypern-Problems – wenn Ankara seine Haltung zu der Frage nicht ändert, gibt es keine Möglichkeit, das Problem zu lösen. Ich respektiere die Vertreter des Nordens und verhandle mit ihnen, aber jeder Zypriot weiß, dass hier ohne Erlaubnis der Türkei nichts passieren wird. Und so hoffe ich, dass der Besuch Seiner Heiligkeit bei uns Einfluss auf die türkische Führung haben wird.“

 
In Zypern leben unterschiedlichste Volksgruppen friedlich miteinander, manche bezeichnen das Land deshalb als eine „Insel der Seligen“ – teilen Sie diese Ansicht?

 
„Zypern ist traditionell ein Land mit offener Mentalität. Unser orthodoxer Erzbischof zum Beispiel, Chrysostomos II., ist sehr engagiert in der Ökumene und hat enge Beziehungen zum Vatikan. Ich selbst bin ein echter Internationalist – als solcher glaube ich fest an Freundschaft und Brüderlichkeit innerhalb unserer multikulturellen Gesellschaft. Für mich sind etwa Maroniten, Armenier oder westliche Katholiken keine Fremden, sondern Geschwister."

 
Und trotzdem ist Zypern ein geteiltes Land...

 
„Leider gibt es in unserem Land chauvinistische Kräfte, welche zusammen mit äußeren Mächten diese unakzeptable, tragische Situation der Trennung geschaffen haben. Zypern ist eine kleine Insel – zu klein, um geteilt zu sein. Aber sie ist groß genug, um allen Bürgern, egal welcher Sprache, Religion oder Kultur, Platz zu bieten. Wir haben eine gut funktionierende multikulturelle Gesellschaft. Wenn wir unser politisches Problem lösen würden, könnte Zypern ein echtes Vorbild für seine Nachbarn und andere Staaten in der Welt sein.“

 
(rv 31.05.2010 gf)







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