Dicht aneinander gedrängt haben Besucher der „Langen Nacht der Kirchen“ der Podiumsdiskussion
zu sexuellem Missbrauch und Gewalt in der Kirche in der Wiener Franziskanerkirche
gelauscht. Das Thema mache sprachlos, waren sich die Diskutanten einig. Der evangelische
Pfarrer Jürgen Öllinger, selbst Leidtragender, berichtete, er habe das Erlebte lange
Zeit verdrängt und es erst konkret aufgearbeitet, als er bereits selbst als Lehrer
tätig war. „Aber ich habe mich mit meinen Peinigern ausgesprochen“, sagte Öllinger.
„Das Gespräch war für mich eine Aussöhnung, weil ich die Scham zurückgegeben habe.“
Berichte von Betroffenen sexueller Gewalt träfen einen „im Innersten“, sagte der Abt
des Wiener Schottenstiftes, Pater Johannes Jung OSB. Es müsse daher in Zukunft größte
Aufmerksamkeit auf Prävention gelegt werden. Das Problem müsse bewusst thematisiert
werden, weil es Teil der Realität auch in der Kirche sei. Das gelte auch für die Missbrauchsfälle
in der Vergangenheit, denn anscheinend habe häufig „im Kreis jener, die davon wussten,
Sprachlosigkeit geherrscht“, so der Abt.