Italien: Bagnasco räumt mögliche Missbrauch-Vertuschungen ein
Der Vorsitzende der
Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, hat eine mögliche Vertuschung
von Missbrauchsfällen in der Kirche seines Landes eingeräumt. Es bestehe „die Möglichkeit“,
dass auch einige Bischöfe einschlägige Delikte von Priestern verborgen hätten, sagte
Bagnasco am Freitag während einer Pressekonferenz zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung
der Konferenz in Rom. Dazu sagte Bagnasco:
„Es handelt sich um ein
falsches Verhalten, das korrigiert und überwunden werden muss. Die Sorge der Bischöfe
gilt dem Wohl der Opfer. Dies muss leitend für alle Beurteilungen und Maßnahmen sein.
Hingegen sind eigene nationale Leitlinien für den Umgang mit Missbrauchsfällen in
der Kirche aus unserer Sicht nicht notwendig. Die entsprechenden vatikanischen Normen
von 2001 sind der konkreteste Bezugsrahmen, um sich angesichts dieses erschreckenden
Phänomens zu orientieren.“
Eine Sonderkommission für die Aufarbeitung
der Missbrauchsfälle ist nach seiner Ansicht ebenfalls nicht notwendig. In seiner
Eröffnungsrede vor der Bischofsvollversammlung hatte Kardinal Bagnasco am Dienstag
ein kompromissloses Vorgehen gegen sexuellen Missbrauch angekündigt. Zudem hatte die
Bischofskonferenz Italiens erstmals die Zahl der Missbrauchsfälle in der italienischen
Kirche beziffert und von 100 kirchenrechtlichen Verfahren gegen Priester in den vergangenen
zehn Jahren gesprochen.
Papst Benedikt XVI. hatte in seiner Ansprache
vor den italienischen Bischöfen am Donnerstag zu einem offenen Umgang mit dem Missbrauchsskandal
aufgerufen.