amnesty international: Lage religiöser Minderheiten spitzt sich zu
Die Weltwirtschaftskrise hat die Situation von Minderheiten in zahlreichen Ländern
der Erde verschärft. Die Angst vor dem Abschwung führte auch in vielen europäischen
Ländern zu verstärkten rassistischen Tendenzen. So lautet das Ergebnis des am Donnerstag
in Berlin veröffentlichten Jahresberichts 2010 von amnesty international (ai). Im
Zuge des andauernden Antiterrorkampfes habe sich auch die Lage religiöser Minderheiten
in vielen Staaten verschärft, so die Menschenrechtsorganisation. Die Ausübung des
Glaubens bleibe für Angehörige aller Religionen mit erheblichen Risiken, Folter, Haft
und sogar Tod verbunden. In Europa hätten besonders islamische Gruppen Misstrauen
auf sich gezogen - zum Teil unter Verletzung grundlegender Rechte, kritisiert ai.
In China unterwarfen die Behörden die Religionsausübung dem Bericht zufolge einer
rigiden Kontrolle. Katholische und protestantische Christen, die ihren Glauben außerhalb
des staatlich sanktionierten Rahmens praktizierten, seien drangsaliert und zu Gefängnisstrafen
verurteilt worden. In der Autonomen Uighurischen Region Xingjang, in der überwiegend
muslimische Minderheiten leben, kam es im Juli nach Unruhen und gewaltsamen Konflikten
zu Massenverhaftungen. Auch in Indonesien sind religiöse Minderheitengruppen dem ai-Bericht
zufolge weiterhin schutzlos gewalttätigen Angriffen ausgeliefert. In Myanmar wurde
die verzweifelte Situation der Rohingya, einer verfolgten muslimischen Minderheit,
im vergangenen Jahr deutlich, als Tausende von ihnen mit Booten Richtung Thailand
und Malaysia flohen. Viele von ihnen, kritisiert amnesty, seien von thailändischen
Sicherheitskräften ohne Wasser und Nahrung zurück aufs offene Meer geschickt worden.
Weiter registriert die Menschenrechtsorganisation ein „Klima der Intoleranz“, das
zur menschenunwürdigen Behandlung von Migranten beigetragen habe. Als Beispiel für
diese Tendenz führt ai die Entscheidung der Schweizer Bevölkerung für ein Bauverbot
von Minaretten an. Hier seien mit Hilfe einer Volksinitiative „Rechte in Privilegien“
umgewandelt worden, so amnesty.