Schweiz: Heilung für Lourdespilger immer unwichtiger
Wer heute nach Lourdes pilgert, will vor allem innehalten und sich selber auf die
Spur kommen. Heilung sei demgegenüber nicht mehr so wichtig wie früher. Dies hat eine
Untersuchung vor Ort ergeben, die das Lausanner „Observatoire des religions en Suisse“
und die Fakultät für Theologie und Religionswissenschaft der Universität Lausanne
2009 durchgeführt haben und die jetzt vorgestellt wurde. Elf Studenten begleiteten
vom 10. bis 16. Mai 2009 die Interdiözesane Westschweizer Lourdeswallfahrt und tauchten
an einem der wichtigsten katholischen Wallfahrtsorte in den Alltag der Pflegeteams
und Krankenträger ein. Begleitet wurden die Studenten dabei von Forschern, darunter
Laurent Amiotte-Suchet. Der Oberassistent an der Fakultät für Theologie und Religionswissenschaft
forscht über den Wandel der Lourdespilger. Seit vier Jahren hat er deshalb Kontakt
zu einem Verein, der kranke und alte Lourdespilger betreut. In einem Beitrag auf der
Webseite der Monatszeitschrift „Bonne nouvelle“ der protestantischen Kirche im Kanton
Waadt erklärt der Forscher, früher habe man sich „die Gnade“ bei der Ankunft erhofft,
sozusagen als Entschädigung für die Anstrengung des Pilgerns. Heute reklamierten die
Pilger, wenn die Eisenbahnwaggons nicht „genug komfortabel“ seien. Laurent Amiotte-Suchet
erläutert, heute stehe nicht mehr so sehr die Heilung im Zentrum. Wohlbefinden, Innehalten
und eine persönliche Innenschau seien für Pilger heute viel wichtiger.