Mit dem Missbrauchsskandal
Anfang des Jahres wurde die Debatte über den Zölibat wieder in Gang gesetzt. Auch
wenn der Diözesanrat im Erzbistum Köln einen direkten Zusammenhang zwischen Missbrauch
und Zölibat ausschließt – die losgetretene Debatte befürworten die Laien-Katholiken.
Die Gleichung, „Zölibat kann zu Kindesmissbrauch führen“, sei so nicht möglich, sagte
Geschäftsführer Norbert Michels am Mittwochmorgen im Gespräch mit dem Kölner domradio.
Der Zölibat sei nicht die Ursache. Dennoch müsse man die aktuellen Ereignisse zum
Anlass nehmen, „noch mal nachzudenken“. Der Zölibat habe als Kirchengesetz seine Wurzeln
im 11. Jahrhundert. Die Apostel Jesu hingegen hätten Familien besessen. „Deshalb muss
darüber nachgedacht werden: Besteht zukünftig die Möglichkeit, freiwillig zölibatär
zu leben?“
Die Erklärung des Diözesanrats
„Im Kontext
der Missbrauchsfälle ist eine gesellschaftliche Debatte entstanden, die alte und neue
Anfragen an den Zölibat und die kirchliche Sexualmoral auf die Tagesordnung setzt“,
erklärte die Vertretung der Laien in der Erzdiözese bereits am Dienstag in Köln. Aber
auch unabhängig von der Missbrauchsdebatte müsse man sich dieser Diskussion stellen
und sie in den kirchlichen Gremien führen. Nach Ansicht des Diözesanrats muss nüchtern
bedacht werden, inwieweit die priesterliche Lebensform im höheren Maße pädophil veranlagte
Menschen anziehen kann. Deshalb sei bei der Ausbildung und Zulassung zum Priesteramt
ein höheres Augenmerk auf die Auseinandersetzung mit Fragen der eigenen Körperlichkeit
und auf mögliche psychische Störungen zu legen. Weiter forderte der Diözesanrat partnerschaftliche
und transparente Arbeitsformen und Strukturen in der Seelsorge, „in denen Frauen und
Männer gleichberechtigt wirken“. Pastorale Mitarbeiter seien so fortzubilden, dass
sie eigenes Verhalten reflektieren und bei Fehlverhalten anderer intervenieren könnten.
In der Erklärung zeigt sich der Diözesanrat „erschüttert über das Ausmaß der Gewalt
wie auch über das jahrzehntelange Schweigen der Verantwortlichen“. Die Kirche habe
„in dramatischer Weise“ an Glaubwürdigkeit verloren. Katholiken, die mit dem Gedanken
eines Kirchenaustritts spielen, sollten aber bleiben und die Zukunft mitgestalten.
Zu begrüßen sei, dass die Kirche mit der konsequenten Aufbereitung der Vorkommnisse
begonnen habe und sich unmissverständlich auf die Seite der Opfer stelle. Die kirchliche
Jugendarbeit dürfe nicht nachlassen, Kinder und Jugendliche zu befähigen, Grenzen
zu setzen und sich gegen Übergriffe zu wehren.