BDKJ: Führungszeugnisse für Ehrenamtliche öffentlichkeitswirksam, aber nutzlos
Der Bund der Deutschen
Katholischen Jugend lehnt Führungszeugnisse für Ehrenamtliche strikt ab. Ein solches
„nutzloses Stück Papier“ behindere die gesellschaftliche Gestaltungskraft, so die
BDKJ-Bundesvorsitzende Ursula Fehling. An diesem Dienstag tagt im Familienministerium
erstmals die Arbeitsgruppe „Prävention und Intervention“ des Runden Tischs gegen sexuellen
Missbrauch, den die Bundesregierung eingesetzt hat. Die Forderung ihres Vereins falle
nicht zufällig mit diesem Termin zusammen, erläutert Fehling im Gespräch mit Radio
Vatikan.
Frau Fehling, der BDKJ hat sich gegen die Einführung von Führungszeugnissen
ausgesprochen, warum ist das denn so?
„Das Hauptanliegen von uns
ist, zu sagen, wir wollen Prävention statt Führungszeugnisse. Das heißt, dass mit
Führungszeugnissen eine Scheinsicherheit geschaffen wird, die in der Realität nicht
eingehalten wird. Das Problem in unserem Bereich ist, dass wir sehr junge Ehrenamtliche
haben. Die sind zum Teil noch nicht mal volljährig. Das heißt, sie fallen unter das
Jugendstrafrecht. Und selbst wenn in diesem Alter schon Straftaten vorliegen, heißt
das nicht automatisch, dass sie in einem erweiterten Führungszeugnis auch aufgeführt
werden. Man muss zudem auch davon ausgehen, dass sehr junge Menschen wahrscheinlich
noch gar nicht straffällig geworden sind. Deswegen ist das Führungszeugnis in unseren
Augen kein geeignetes Instrument: Weil er zurück schaut und nicht nach vorne schaut
und damit auch keine Präventionsarbeit leistet.“
Die Forderung, die Führungszeugnisse
eben nicht einzuführen, weil eine solche Einführung „Hunderttausende unter Generalverdacht
stellt“, so der BDKJ, fällt ja zusammen mit der Arbeitsgruppe „Vorbeugung gegen sexuellen
Missbrauch“. Warum kommt die Forderung so zeitnah zu diesem Start?
„Wir
wissen, dass im politischen Raum immer wieder über die Gesetzesänderung, Führungszeugnisse
auch für Ehrenamtliche verpflichtend zu machen, diskutiert wird. Und das halten wir
eben für einen Schnellschuss. Wir haben auch vertraulich immer wieder Informationen
gekriegt, wo zugegeben wird, dass das eine Maßnahme ist, die sich immer wieder gut
in der Öffentlichkeit verkaufen lässt. Aber wir glauben, dass es jetzt nicht darum
gehen kann, Sachen voranzubringen, die populär und leicht zu verkaufen, aber in der
Wirklichkeit kaum umzusetzen und nicht wirklich nachhaltig sind. Statt dessen muss
man sich in Ruhe hinsetzen und in den unterschiedlichen Bereichen überlegen – was
sicher in Jugendverbänden etwas anderes ist, als in Internaten und anderen geschlossenen
Systemen –: Was sind die Instrumente, die passen? Und die wirklich Präventionsarbeit
leisten können.“
Also keine Schnellschüsse, sondern Nachhaltigkeit. Herzlichen
Dank für das Gespräch, Frau Fehling.