2010-05-25 15:16:04

BDKJ: Führungszeugnisse für Ehrenamtliche öffentlichkeitswirksam, aber nutzlos


RealAudioMP3 Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend lehnt Führungszeugnisse für Ehrenamtliche strikt ab. Ein solches „nutzloses Stück Papier“ behindere die gesellschaftliche Gestaltungskraft, so die BDKJ-Bundesvorsitzende Ursula Fehling. An diesem Dienstag tagt im Familienministerium erstmals die Arbeitsgruppe „Prävention und Intervention“ des Runden Tischs gegen sexuellen Missbrauch, den die Bundesregierung eingesetzt hat. Die Forderung ihres Vereins falle nicht zufällig mit diesem Termin zusammen, erläutert Fehling im Gespräch mit Radio Vatikan.



Frau Fehling, der BDKJ hat sich gegen die Einführung von Führungszeugnissen ausgesprochen, warum ist das denn so?



„Das Hauptanliegen von uns ist, zu sagen, wir wollen Prävention statt Führungszeugnisse. Das heißt, dass mit Führungszeugnissen eine Scheinsicherheit geschaffen wird, die in der Realität nicht eingehalten wird. Das Problem in unserem Bereich ist, dass wir sehr junge Ehrenamtliche haben. Die sind zum Teil noch nicht mal volljährig. Das heißt, sie fallen unter das Jugendstrafrecht. Und selbst wenn in diesem Alter schon Straftaten vorliegen, heißt das nicht automatisch, dass sie in einem erweiterten Führungszeugnis auch aufgeführt werden. Man muss zudem auch davon ausgehen, dass sehr junge Menschen wahrscheinlich noch gar nicht straffällig geworden sind. Deswegen ist das Führungszeugnis in unseren Augen kein geeignetes Instrument: Weil er zurück schaut und nicht nach vorne schaut und damit auch keine Präventionsarbeit leistet.“ 

Die Forderung, die Führungszeugnisse eben nicht einzuführen, weil eine solche Einführung „Hunderttausende unter Generalverdacht stellt“, so der BDKJ, fällt ja zusammen mit der Arbeitsgruppe „Vorbeugung gegen sexuellen Missbrauch“. Warum kommt die Forderung so zeitnah zu diesem Start?



„Wir wissen, dass im politischen Raum immer wieder über die Gesetzesänderung, Führungszeugnisse auch für Ehrenamtliche verpflichtend zu machen, diskutiert wird. Und das halten wir eben für einen Schnellschuss. Wir haben auch vertraulich immer wieder Informationen gekriegt, wo zugegeben wird, dass das eine Maßnahme ist, die sich immer wieder gut in der Öffentlichkeit verkaufen lässt. Aber wir glauben, dass es jetzt nicht darum gehen kann, Sachen voranzubringen, die populär und leicht zu verkaufen, aber in der Wirklichkeit kaum umzusetzen und nicht wirklich nachhaltig sind. Statt dessen muss man sich in Ruhe hinsetzen und in den unterschiedlichen Bereichen überlegen – was sicher in Jugendverbänden etwas anderes ist, als in Internaten und anderen geschlossenen Systemen –: Was sind die Instrumente, die passen? Und die wirklich Präventionsarbeit leisten können.“ 

Also keine Schnellschüsse, sondern Nachhaltigkeit. Herzlichen Dank für das Gespräch, Frau Fehling.



(rv 25.05.2010 vp)








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