Der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, hat
vor den dramatischen Folgen des Geburtenrückgangs in Italien gewarnt und mehr Unterstützung
für Familien gefordert. Das Land befinde sich auf dem Weg zu einem „langsamen demografischen
Selbstmord“, sagte Bagnasco am Montagabend in seiner Eröffnungsrede vor der italienischen
Bischofs-Vollversammlung in Rom. Mehr als die Hälfte der Paare sei heute in Italien
kinderlos. Von den Paaren mit Kindern hätten rund 50 Prozent nur ein Kind, lediglich
in 5,1 der Familien gebe es drei oder mehr Kinder. Diese Zahlen verlangten dringend
nach einer Politik, die sich stärker am Wohl der Kinder orientiere. Mit Blick auf
den Missbrauchsskandal hob Bagnasco hervor, dass die Opfer im Mittelpunkt der
kirchlichen Fürsorge stehen müssten. Zugleich bekräftige er, dass die Kirche in Italien
entschieden gegen Missbrauch vorgehe. Man werde „keinen Kompromiss eingehen“ und alle
nötigen Maßnahmen ergreifen. Bagnasco wies abermals darauf hin, dass die italienischen
Bischöfe ihre Bemühungen um eine sorgfältigere Auswahl und Ausbildung der Priesteramtskandidaten
schon seit 2007 verstärkt hätten. Bagnasco kritisierte ferner das Kruzifix-Urteil
de Europäischen Menschenrechtsgerichtshofes in Straßburg vom November 2009. Man könne
diese Entscheidung nur mit „ungläubigem Staunen“ zur Kenntnis nehmen, sagte der Erzbischof
von Genua. Das Urteil beruhe auf einem falschen Verständnis von Laizismus, nach dem
Religion nur in der Privatsphäre stattfinden dürfe. - Die am Montag eröffnete 61.
Vollversammlung der Italienischen Bischofskonferenz tagt bis Freitag in Rom.